Eine aktive Ideen-Community lebt davon, dass Ideen nicht nur vorgeschlagen werden, sondern Gegenstand eines breiten Interesses sind, das sich vielfältiger Informations- und Kommunikationsformate bedienen kann. Ideen von anderen liken, voten oder kommentieren zu können, oder sich über die Faktoren informieren zu können, von denen der aktuelle Status einer eigenen konkreten Idee abhängt, sind Funktionen, die das Geschehen im Ideenmanagement lebendig halten sollen. Hier stellen wir einige Beispiele vor.
Hinweis der Redaktion: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird bei Personenbezeichnungen und personenbezogenen Hauptwörtern in diesem Artikel die männliche Form verwendet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform hat nur redaktionelle Gründe und beinhaltet keine Wertung.
Die Funktionen, die wir in diesem Beitrag an verschiedenen Beispielen vorstellen, können für das Ideenmanagement mehrere Vorteile haben:
Beim Kennzahlenvergleich Ideenmanagement 2021 hatte etwa ein Fünftel der Teilnehmer angegeben, die Möglichkeit zu bieten, Ideen zu liken, zu voten, zu kommentieren oder zu ergänzen. Zwar zeigen sich in den Kennzahlen keine wesentlichen Unterschiede zu den anderen Teilnehmern, dennoch wäre es aus unserer Sicht falsch, solche Funktionen deshalb als nur „nice to have“ abzutun.
Bei Liebherr kann jeder Mitarbeiter einzelne Ideen mit 1 bis 5 Sternen voten – auch noch während des „eigentlichen“ Bearbeitungsprozesses. Das Voting bleibt anonym, im System wird nur die Anzahl der Sterne als „Meinung der Community“ angezeigt (siehe Abbildung 1).
Abbildung 1: Prinzip der Anzeige eines Votings (Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung)
Außerdem kann sich jeder Mitarbeiter mit Kommentaren an der Diskussion einer Idee beteiligen; dabei muss er jedoch seinen Namen angeben (siehe Eingabefeld in Abbildung 2).
Über einen Button kann eine „Perspektive“ ausgewählt werden, die in dem Kommentar eingenommen wird (siehe Abbildung 3). Zur Auswahl stehen die sechs Perspektiven „Kreativ“, „Fakten“, „Nutzen“, „Skeptisch“, „Emotional“ und „Organisatorisch“, die den „sechs Hüten“ von Edward de Bono entsprechen.
Des weiteren kann jeder Einreicher andere Kollegen über einen Button „Zur Ausarbeitung“ gezielt zum Anreichern seiner Idee einladen.
Um Mitarbeiter dazu zu bringen, sich mit den Ideen im System zu beschäftigen und sie zu voten oder zu kommentieren, werden im Betrieb Aufkleber mit einem QR-Code zur Plattform verteilt.
Bei der KSB SE & Co. KGaA kann jeder Mitarbeiter Ideen nicht nur liken und kommentieren oder auf Kommentare antworten – darüber hinaus besteht die Möglichkeit, jeder einzelnen Idee zu folgen. Dabei wird großer Wert auf Transparenz gelegt: die Gutachten sowie alle Kommentare sind für jeden sichtbar. Folgt man einer Idee, wird man über alle Aktivitäten informiert.
Neben einzelnen Ideen können Mitarbeiter zudem die vom Ideenmanagement durchgeführten Kampagnen als solche liken und kommentieren. Und auch den Kampagnen kann man folgen. Wie in einem Abonnement oder Alert Service erhält der Mitarbeiter dann Mitteilungen über neue Einträge zur entsprechenden Kampagne. Zusätzlich hat jeder User die Option, über den Share Button die Idee sowie die Kampagne mit Kollegen zu teilen und eine Nachricht zu formulieren.
Abbildung 5: Vorschau einer Idee mit Anzeige bisheriger Aktivitäten (Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung)
Bei der Generali Deutschland AG ist die Diskussion der eingereichten Ideen durch die Community per Kommentare und Votings ein definierter Prozessschritt, für den in der „Ideenmanagement-Reise“ 15 Tage vorgesehen sind. Mehr dazu finden Sie im Blogbeitrag „Erfolgsfaktor 3/9 – Prozess: Organisation“.
Auch bei Schüco können sich Mitarbeiter zu den Ideen anderer Kollegen äußern, indem sie diese liken („Daumen hoch“), voten (1 bis 5 „Sterne“) oder kommentieren.
Um das Geschehen im Ideenmanagement aktiv verfolgen zu können, haben außerdem alle Mitarbeiter mit System-Zugang volle Transparenz. So können sie sich Kennzahlen nach Bereichen gefiltert anzeigen lassen und analysieren, mit welchen Faktoren der aktuelle Stand des Ideenmanagements oder der Status von einzelnen Ideen zusammenhängt.
Dafür werden die Rohdaten als Excel-Datei aus der Ideenmanagementsoftware gezogen. Mit einer Software für Business Intelligence werden daraus dynamische Auswertungen generiert, so dass jederzeit tagesaktuelle Dashboards verfügbar sind (siehe Abbildung 6).
Nicht zuletzt ist das auch für das Ideenmanagement eine große Hilfe: Bearbeitungsstaus sind leichter erkennbar, so dass schneller gezielte Hilfe angeboten werden kann – ebenso sind sehr schnelle und gute Bearbeitungsprozesse leichter lokalisierbar, so dass sich auch Anerkennung zeitnäher und fokussierter vermitteln lässt.
Spannende Informations- und Analysetools und die Möglichkeiten, Ideen und das Geschehen (zunächst, „nur“) zu liken, zu voten oder zu kommentieren, können das Ideenmanagement auch für Mitarbeiter interessant machen, die die Hemmschwelle zum Einreichen bisher noch nicht überschritten haben.
Alle Erwähnungen von Unternehmen und Produkten sind redaktioneller Natur und wurden nicht bezahlt.
Beteiligte Autoren:
Simone Renz, geb. 1984, lebt mit ihrer Familie in der Pfalz. Nach der Ausbildung zur Industriekauffrau und einem nebenberuflichen Betriebswirtschaftsstudium startete sie 2011 bei der KSB SE & Co.KG AA zunächst in der Unternehmenskommunikation und im internationalen Marketing. 2020 wechselte sie in die Innovation als Projektleiterin für die Weiterentwicklung / Einführung der internen Ideen- und Innovationsplattform. Seit November 2021 verantwortet sie das globale Ideenmanagement.
Kontakt: simone.renz@ksb.com
Kontakt: johannes.walter@liebherr.com
Hendrik Wessel-Bothe, geb. 1997, lebt in Osnabrück. Nach dem Studium des Wirtschaftsingenieurwesens an der FH Bielefeld war er zunächst in der technischen Auftragsbearbeitung eines Osnabrücker Unternehmens tätig. Das Ideenmanagement der Schüco International KG verantwortet er seit Januar 2022.
Kontakt: HWessel-Bothe@schueco.com