Wie spielen KVP, Ideen- und Innovationsmanagement zusammen? Mit welchen Instrumenten wird die Beteiligung der Mitarbeiter und Führungskräfte unterstützt? Und wo wird das Ideenmanagement organisatorisch zugeordnet? In einem sich wandelnden Umfeld müssen auf diese und weitere Fragen immer wieder neue Antworten gefunden werden. Lesen Sie hier, welche aktuellen Lösungen ein mittelständisches Familienunternehmen im Herzen des Sauerlandes geschmiedet hat.
Die von Gustav Alberts 1852 in Herscheid gegründete Riegelschmiede hat sich zu einem stetig expandierenden Systemanbieter für Handel, Handwerk und die Industrie entwickelt. Die heute von Dietrich Alberts und seinem Sohn Alexander Alberts in vierter und fünfter Generation geführte Gust. Alberts GmbH & Co. KG fertigt mit rund 500 Mitarbeitenden über 7.000 Produkte in den Bereichen Zaun, Beschläge, Profile, Bleche und vieles mehr für Heimwerker und Profis. Zahlreiche eigene Patente belegen die seit über 170 Jahren gelebte Innovationskraft.
Der Claim des Unternehmens – „Gemacht, um zu halten.“ – bezieht sich auf Vieles: die Produkte, die lange halten; das Qualitätsversprechen, das eingehalten wird; die Belegschaft, die zusammenhält; und natürlich auch auf das Ideenmanagement, das seit Jahrzehnten fit gehalten wird.
Auf dem Weg vom vor vielen Jahrzehnten eingeführten Vorschlagswesen zur heutigen Ideenschmiede erfuhr das Ideenmanagement bei Alberts zahlreiche Veränderungen. Gleichzeitig gab es aber auch Konstanten, die ungeachtet allen Wandels nie in Frage gestellt wurden. Vielleicht ist es diese Kombination aus flexibler Anpassungsfähigkeit und unbeirrter Beständigkeit, die einen Teil des Erfolgsgeheimnisses des Ideenmanagements bei Alberts ausmacht. Im Folgenden stellen wir vor, was sich in Gesprächen mit Alexander und Dietrich Alberts, Solveig Flörke (Interne Unternehmenskommunikation und Ideenmanagement), Holger Geck (Leiter Marketing, Produktmanagement und Kommunikation) und Hartmut Neckel dazu ergeben hat.
Organisatorische Zuordnung: Die meisten mittelständischen Unternehmen sind zu klein, um für das Ideenmanagement eine Vollzeitkraft bereitstellen zu können (zur Orientierung: im „Kennzahlenvergleich Ideenmanagement 2021“ betrug der Medianwert der Personalkapazität etwa ein Drittel Vollzeitäquivalent pro 1000 Mitarbeiter – das wären bei 500 Mitarbeitern nur etwas mehr 6 Stunden pro Woche). Es stellt sich also die Frage, in welcher Abteilung dieser Einsatz am ehesten und mit der besten Wirkung („nebenbei“) geleistet werden kann.
Kommunikation & Marketing: Diese neue Zuordnung ermöglichte eine generelle Auffrischung im Auftritt des Ideenmanagements und führte zu einer umfassenden Intensivierung von Kommunikation und Marketing.
Software-Tools für Ideeneingabe und -bearbeitung: Nachdem mittlerweile über 90% der Mitarbeiter die von der Unternehmenskommunikation eingeführte Mitarbeiter-App nutzen, ist die App zum einzigen Kanal geworden, über den Vorschläge eingereicht werden. In einem kurzen Video, das in der App abrufbar ist, wird die Formularfunktion der App zur Eingabe von Ideen erklärt.
Die Bearbeitung der Vorschläge durch die Führungskräfte erfolgt mit einer für das Aufgabenmanagement eingeführten Software. Hier werden zu bearbeitende Vorschläge vom Ideenmanagement als „normale“ und terminierte Aufgaben für den jeweiligen Bearbeiter eingestellt. In der Regel beträgt die Bearbeitungsfrist vier Wochen, kann aber bei Bedarf vom Bearbeiter angepasst werden.
Vorteil dieser zweigleisigen Software-Unterstützung ist, dass das Ideenmanagement jeweils in den gleichen digitalen Umgebungen zugänglich ist, in denen auch sonst die Mitarbeiter kommunizieren (App) bzw. die Führungskräfte Aufgaben bearbeiten (Aufgabenmanagementsoftware).
Zusammenspiel zwischen Ideenschmiede und Innovations- bzw. Produktmanagement: Vorschläge zu neuen Produkten oder Produkteigenschaften werden von der Ideenschmiede an das Innovationsmanagement übertragen.
Zusammenspiel zwischen KVP und Ideenmanagement: Ergänzend zum Ideenmanagement wurde 2018 / 2019 ein abteilungsbezogener Kontinuierlicher Verbesserungsprozess KVP eingeführt. Während in der Ideenschmiede Ideen mit konkreten Lösungsvorschlägen gefragt sind, können im KVP alltägliche Probleme und Ärgernisse vorgebracht werden, für die aus Sicht der Mitarbeiter eine Lösung nützlich wäre.
Ideenmanagement als „Chefsache“: Eine der oben angedeuteten „Konstanten“ ist das persönliche Engagement der Geschäftsführer für das Ideenmanagement. Bereits im Jahr 2000 hatte Dietrich Alberts die Weichen für eine umfassende Modernisierung des damaligen Vorschlagswesens gestellt und sich einem firmenübergreifenden Kooperationsprojekt zu diesem Thema angeschlossen. Seitdem blieb das Ideenmanagement ein fester Bestandteil seiner Unternehmensstrategie. Dietrich Alberts formuliert seinen Anspruch so: „Jeder Mitarbeiter soll bei uns die Möglichkeit haben, die ihn betreffenden Themen mitzugestalten. Das Ideenmanagement macht Betroffene zur Beteiligten.“ Sein Sohn Alexander Alberts ergänzt: „Dabei ist uns wichtig, dass die Mitarbeiter ihre Kompetenz einbringen und für ihr Engagement Wertschätzung erhalten. Jeder Beitrag zählt“.
Kooperation und Benchmarking: Eine weitere Konstante und gleichzeitig ein weiterer Ausdruck des hohen Interesses an einem lebendigen Ideenmanagement ist die kontinuierliche Mitwirkung in einem aus dem genannten Kooperationsprojekt hervorgegangenen Unternehmensnetzwerk:
Die aktuellen Zahlen für 2023 belegen, dass die „Corona-Delle“ bei Alberts mittlerweile überwunden ist. Inwieweit das auch für das Gros der Unternehmen in der DACH-Region zutrifft, werden die Ergebnisse des „Kennzahlenvergleichs Ideenmanagement 2023“ zeigen.
Ein nach Stichworten sortiertes Verzeichnis mit Links auf alle bisher erschienenen Beiträge im Blog zum Ideenmanagement finden Sie in diesem Register (inkl. das Stichwort „Praxisbeispiele“).
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