Es war einmal eine böse Hexe, die hieß Corona. Keiner wusste so genau, wo sie eigentlich herkam, aber alle hatten schreckliche Angst vor ihr. Viele Menschen blieben einfach zu Hause, weil ihnen gesagt wurde, da könne die böse Hexe Corona ihnen nichts anhaben. Deshalb gab es in den Unternehmen bald nichts mehr zu tun – und niemand war dort, der hätte sehen können, was man bei der Arbeit verbessern könnte.
Wenn aber doch jemand bei der Arbeit im Unternehmen war, dann drehte sich in seinem Kopf alles nur noch um die böse Hexe Corona und welche Schäden sie wohl noch anrichten würde. Und deshalb haben auch diese Menschen nicht gesehen, was man bei der Arbeit verbessern könnte, selbst wenn ihr Blick direkt darauf fiel.
Aber auch wenn der eine oder andere doch etwas sah, was man verbessern könnte, dachte er bei sich, dass es sowieso nichts brächte, wenn er es vorschlüge, denn er merkte, dass seine Führungskräfte gar kein Interesse an Vorschlägen hatten, weil sie so sehr damit beschäftigt waren, alles zu tun, damit die böse Hexe Corona nicht in das Unternehmen eindringen konnte.
Und manch einer, der an dem einen Tag etwas sah, was man verbessern könnte, stellte am nächsten Tag fest, dass sich wegen des Durcheinanders, das die böse Hexe Corona ausgelöst hatte, schon wieder so vieles geändert hatte, dass ihm völlig unklar wurde, ob mit seiner Idee nun tatsächlich etwas verbessert oder nur nochmals anders verändert würde.
Auch konnte er mit niemandem darüber reden, denn fast alle anderen Kollegen, mit denen er sich sonst ausgetauscht hätte, waren ja nun gar nicht mehr im Unternehmen, sondern saßen aus Angst vor der bösen Hexe Corona zu Hause. Hinzu kamen die Zweifel, ob das, was er verbessern wollte, jetzt überhaupt wichtig war – jetzt, wo doch die Abwehr der bösen Hexe Corona und die Rettung vor ihren Missetaten wichtiger als alles andere galten.
So kam es, dass in fast allen Unternehmen die Anzahl der eingereichten Vorschläge in den Keller purzelte und die Kurve der monatlichen Vorschlagszahlen einen hässlichen Knick nach unten bekam: den „Corona-Knick“.
Abbildung: „Corona-Knick“ – jeder Datenpunkt steht für den Durchschnittswert der monatlichen Vorschlagsquoten von (in jedem Jahr im Wesentlichen denselben) ca. 25 Unternehmen bzw. Standorten. Dabei zählt jedes Unternehmen gleich viel, unabhängig von der Anzahl der Mitarbeiter. Das kleinste Unternehmen hat knapp 50, das größte rund 3.500 Mitarbeiter. Die fett hervorgehobenen blauen Punkte und Linie zeigen den Mittelwert der Jahre 2017-2019.
Doch noch war nicht alles verloren. In den meisten Unternehmen gab es nämlich schlaue Menschen, die hießen „Ideenmanager“. Und diese Menschen überlegten sich, welche Lehren sie aus den Erlebnissen mit der bösen Hexe Corona ziehen könnten. Sie sagten sich: Wenn wir erst die böse Hexe Corona wieder vertrieben haben, dann stärken wir einfach alles, was jetzt fehlte – wir setzen also auf …
- Präsenz im Unternehmen und vor Ort, um Verbesserungspotentiale vor Augen zu haben.
- angstfreie Arbeitsatmosphären, die Offenheit für Wahrnehmungen ermöglichen.
- Freiräume für persönlichen Austausch, gegenseitige Inspiration und Ko-Kreativität.
- Stabilität in Standards und Routinen mit klar definierten Soll-Zuständen als Bezugsgrößen bzw. Vergleichsmaßstäben.
- Aufzeigen der Relevanz und Bedeutung von möglichen Verbesserungsthemen.
- Stärkung der Zuversicht, dass Ideen konstruktiv aufgegriffen werden.
- erkennbare Aufmerksamkeit, Interesse und Zeit von Leitungs- und Führungsebenen.
Und wenn es nicht gestorben ist, dann lohnt Ideenmanagement noch heute!
rtriebsfunktionen tätig. Seit Anfang 2001 ist er in verschiedenen Funktionen bei Siemens beschäftigt – u.a. als kaufmännischer Ausbildungsleiter, Weiterbildungsbeauftragter, Ideenmanager. Das Ideenmanagement des Energiebereiches hat er in vielen Standorten und Ländern erfolgreich entwickeln und unterstützen können.