Der Schlüssel zu erfolgreicher Innovation liegt im effektiven Management. Das gilt vor allem für große Unternehmen, die sich kontinuierlich verbessern und strategisch sowie nachhaltig im Markt behaupten wollen.
Und natürlich müssen sich auch Innovationsmanagement-Methoden erneuern, um mit den sich ständig ändernden Kundenbedürfnissen und einem immer größer werdenden Markt Schritt zu halten. Innovationsmanagement selbst bringt stetig Veränderungen und neue Ansätze mit sich. Schon Henry Ford brachte es auf den Punkt:
"Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist.“
Vor diesem Hintergrund blicken wir auf das kommende Jahrzehnt und die faszinierenden Entwicklungen im Innovationsmanagement. Vom technologischen Fortschritt bis zum Konsumwandel – ich verspreche Ihnen, unsere Reise in die Zukunft des Innovationsmanagements wird rasant und aufregend.
Um alle Veränderungen besser verstehen und einordnen zu können, haben wir haben einige führende Experten in der Innovationsbranche gebeten, die neuesten Trends und Prognosen für uns zu analysieren. Gemeinsam erkunden wir, wie Unternehmen und Organisationen sich in diesem dynamischen Umfeld anpassen und erfolgreich sein können.
Quantencomputing
Einer der sich abzeichnenden Schlüsseltrends ist die zunehmende Integration von Technologie. Von Künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen bis zu virtueller (Virtual Reality, VR) und erweiterter Realität (Augmented Reality, AR) – Technologie wird auch in Zukunft als Treiber von Innovation eine entscheidende Rolle spielen.
Und je leistungsfähiger Technologie wird, desto mehr Möglichkeiten haben Unternehmen, ihr volles Potenzial auszuschöpfen, um ihre Innovationsprozesse zu verbessern, Arbeitsabläufe zu rationalisieren und den Wettbewerb hinter sich zu lassen.
Lina Alzate, Leiterin des Innovation Consulting Teams für Emerging Markets bei HYPE Innovation, betont:
"Quantencomputing wird im digitalen Raum und somit im Innovationsmanagement eine wichtige Rolle spielen, da es bisher unvorstellbare Rechengeschwindigkeiten ermöglicht. Mit dieser Technologie können beispielsweise in Sekundenschnelle komplexe Probleme gelöst, große Datenmengen analysiert und Muster erkannt werden, wofür früher Monate erforderlich waren. Die Möglichkeiten sind schier grenzenlos – und es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir diese bahnbrechenden Fortschritte alle gezielt nutzen werden, um das Innovationsmanagement voranzutreiben, unsere Prozesse effizienter zu gestalten und besser sowie fundiertere Entscheidungen zu treffen.“
Generative KI
Laut Bob Goldman von CVS Health ist generative KI weit mehr als eines von vielen Tech-Buzzwords – sie hat das Potenzial, unsere Vorstellung von künstlicher Intelligenz auf revolutionäre Weise zu verändern. Im Gegensatz zur herkömmlichen KI, die klaren Regeln und Mustern folgt, besitzt generative KI die Fähigkeit, wirklich Neues zu schaffen und kreativ zu sein. Man könnte sie als eine Art Allroundtalent betrachten, das sowohl Künstler, Schriftsteller als auch Erfinder sein kann.
Unternehmer und Vordenker setzen auf generative KI, um Innovation in verschiedensten Bereichen voranzutreiben. Vom Gesundheitswesen über die Finanzwelt bis hin zu Unterhaltung und Marketing – alle Branchen träumen von den neuen Möglichkeiten der generativen KI.
Auch John Bessant, Senior Researcher Fellow bei Innofora, ist davon überzeugt, dass technologische Fortschritte großen Einfluss haben werden auf die Art und Weise, wie Innovation in großen Unternehmen gemanagt wird:
„Künstliche Intelligenz war zwar vorhanden, wurde jedoch lange Zeit nicht wirklich als etwas Außergewöhnliches wahrgenommen. Sie spielte eher eine Nebenrolle im Innovationsprozess, insbesondere im Bereich der Datenanalyse. Doch plötzlich taucht KI überall auf, in neuen leistungsstarken Formen – denken Sie nur an ChatGPT."
Der Universitätsprofessor Frank Piller aus Aachen hat mit seinem Team in einer beeindruckenden Studie untersucht, wie KI die Produktinnovation beeinflussen kann, und ihre Lösungsfähigkeiten mit ChatGPT getestet. Ich habe dazu einen Blogartikel verfasst und bin fest davon überzeugt, dass wir aktuell in eine neue Ära eintreten, in der wir äußerst effektive Innovationstools zur Verfügung haben. Dies eröffnet auch das Potenzial für einen hybriden Ansatz im Innovationsmanagement. Aber vielleicht bin ich einfach ein optimistischer Mensch...!"
Zusammenarbeit in Ökosystemen
Ein weiterer Trend, der in großen und kleinen Organisationen zunehmend an Bedeutung gewinnt, ist die Zusammenarbeit in Ökosystemen, bei der kollaborative und integrative Ansätze im Fokus stehen.
Die zunehmende Globalisierung, aber auch Vielfalt und Inklusion bei Beschäftigten unterstreichen die Bedeutung von kollektiver Intelligenz und effektiver Zusammenarbeit für die Förderung von Innovation. Zusammenarbeit kann dazu beitragen, neue Kreativitätsquellen zu erschließen und Ideen zu entdecken, die sonst vielleicht unentdeckt blieben. Kreativität entsteht oft durch das Verknüpfen von mindestens zwei Ideen. Durch gezielte Förderung von Kooperation schaffen wir die Voraussetzungen, um diese Ideenverknüpfung häufiger und systematischer zu ermöglichen – und damit letztlich die Innovationskraft in Organisationen zu steigern.
Besonders interessant ist die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Organisationen oder Interessengruppen, z. B. zwischen Unternehmen und Start-ups, zwischen Unternehmen und Kunden oder zwischen Händlern und Einzelhandelsgeschäften. Jede Gruppe verfügt über unterschiedliche Informationen und Stärken, die durch den Austausch voneinander profitieren könnten. Wir gehen davon aus, dass die Zusammenarbeit und die Partnerschaften zwischen verschiedenen Akteuren weiter zunehmen und sogenannte "Partner-Ökosysteme" entstehen werden.
John Bessant, Senior Research Fellow bei Innofora, betont:
„Bis zur Jahrhundertwende haben wir uns sehr auf einzelne Unternehmen und deren Innovationsmanagement konzentriert – ähnlich wie bei frühen Modellen des Universums, bei denen die Erde im Mittelpunkt stand. Seitdem haben wir viel gelernt über Open Innovation und darüber, wie wichtig es ist, in einem System Beziehungen zu pflegen und Wissen auszutauschen.
Jetzt sind wir jedoch an einem Punkt angelangt, an dem wir, insbesondere wenn unsere Innovationen skalierbar sein sollen, über Ökosysteme nachdenken müssen – über den Aufbau von Netzwerken, die Werte schaffen. Das führt uns zu drei zentralen Herausforderungen: Finden, Formen und Performen.
Beim “Finden” geht es darum, die wichtigsten Partner und benötigten Ressourcen zu identifizieren, um die Skalierung voranzutreiben. Beim “Formen” geht es darum, mit ihnen tragfähige Arbeitsbeziehungen auf einer Art Win-win-Basis aufzubauen – im vollen Bewusstsein, dass ihre Ziele und Perspektiven von unseren stark abweichen können. Und beim “Performen“ geht es darum, das gesamte System so zu orchestrieren, dass dadurch neue Eigenschaften entstehen, bei denen das Ganze größer ist als die Summe seiner Teile. Für mich ist das ein zentrales Thema – und wir erforschen immer noch, wie wir mit Ökosystemen arbeiten können, in denen wir nicht die volle Kontrolle haben und ein etwas flexibleres ‘Management‘ brauchen. Besonders spannend ist das alles vor dem Hintergrund der wachsenden Anzahl von 'Plattform'-Unternehmen.“
Zwischenmenschliche Kommunikation
Sarah Kelly zufolge, Senior Innovation Manager bei Liberty Global, hat sich unsere Art der Interaktion durch Online-Kommunikation drastisch verändert. Technologie hat zwar zweifellos unseren Alltag bequemer gemacht und uns besser vernetzt, aber gleichzeitig hat sie auch unsere Fähigkeit, persönliche Beziehungen zu knüpfen, eingeschränkt.
Zwischenmenschliche Fähigkeiten, das ist klar, werden in Zukunft immer wichtiger. Die Fähigkeit, andere auf einer tieferen Ebene zu verstehen und mit ihnen in Kontakt zu treten, ist eine wesentliche Voraussetzung für den Aufbau starker Beziehungen – ob im Privat- oder Berufsleben.
Nachhaltigkeit als Ziel
Nachhaltigkeit ist heute ebenso unverzichtbar, in jeder Organisation und in jedem Unternehmen. Die Integration von Nachhaltigkeit in Innovationsstrategien wird auch dauerhaft zur Norm.
Wenn wir von Nachhaltigkeit sprechen, meinen wir ökologische und soziale Nachhaltigkeit – also ein Thema, das nicht nur für produzierende Unternehmen relevant ist. Es ist für jede Organisation relevant, die mit Menschen zu tun hat, der die Umwelt am Herzen liegt und die höchste Standards in ihrer Branche anstrebt.
Von umweltfreundlichen Produkten und Dienstleistungen bis hin zu Modellen der Kreislaufwirtschaft bzw. Circular Economy: Die Frage ist – wie sollten Unternehmen nachhaltige Innovationspraktiken einführen, um zu einer sozialeren und umweltbewussteren Zukunft beizutragen?
Sandra Fernholz, Head of Social Impact and Sustainability at Hype Innovation, bringt es auf den Punkt:
„Innovation und Nachhaltigkeit sind nicht optional, sondern unverzichtbar für jede Organisation. Ohne werden Sie nicht überleben – das ist Fakt. Ob Sie wollen oder nicht, Innovation ist ein Muss, sonst stagnieren Sie und gehen unter. Auch Nachhaltigkeit ist kein ‘Nice-to-have‘, sondern eine absolute Notwendigkeit. Das Themheute a erfordert von Anfang an volle Aufmerksamkeit – und die Neugestaltung des Geschäftsmodells, von Produkten oder Dienstleistungen.
Jeder Bereich muss daraufhin überprüft werden, wie er sich mit Nachhaltigkeit und der jeweiligen Innovationsstrategie vereinbaren lässt. Wenn wir Nachhaltigkeit nicht mehr als Hindernis oder kostspielige Verpflichtung betrachten, sondern als Treiber und Chance, ändert sich alles. Entscheidend ist, dass wir unsere Denkweise ändern.
Mit einem veränderten Bewusstsein und Perspektivwechsel fängt alles an – dann erst sollten andere Maßnahmen folgen. Wir haben den unternehmerischen Ansatz herkömmlicher Gewinnorientierung (engl. Bottom-Line) deshalb auf das Drei-Säulen-Modell der nachhaltigen Entwicklung (engl. Triple-Bottom-Line) umgestellt.“
Innovationsmanagement ist ein Muss
Innovationsmanagement ist längst kein Privileg mehr von luxuriös ausgestatteten Forschungs- und Entwicklungsabteilungen, sondern unerlässlich. Gerade in einer Zeit, in der sich Kundenanforderungen rasch verändern und weiter wachsen, sind Anpassungsfähigkeit und Innovationsbereitschaft für Unternehmen von entscheidender Bedeutung. Aber Innovation geschieht nicht einfach zufällig – es braucht Menschen, die sie vorantreiben. Es braucht klare Strukturen, effiziente Prozesse – und andere wichtige Komponenten, mit denen wir sicherstellen, dass Innovation in unserem Unternehmen tief verwurzelt ist.
Oana-Maria Pop, Head of Open Innovation bei HYPE Innovation, über die Rolle des Innovationsmanagers:
„Innovationsmanagement entwickelt sich immer mehr zu einer kontrollierten, datengesteuerten und gängigen Disziplin. Künftig werden wir noch mehr Strukturen haben, die sich ausschließlich der Transformation widmen – ähnlich unverzichtbar wie die heute etablierten Bereiche Marketing, Kommunikation, Finanzen, Vertrieb und Einkauf.
Spezialisten, die in solchen Strukturen arbeiten, werden voraussichtlich an der Schnittstelle von Forschung und Entwicklung, Marketing, Unternehmensentwicklung und Projektmanagement tätig sein. Und ihre Aufgabe wird darin bestehen, Projekte zu identifizieren und voranzutreiben, die zu neuen Produkten, Dienstleistungen, Geschäftsmodellen oder auch Partnerschaften führen.
Viele Experten tragen heute schon ‘Innovation‘ in ihrem Jobtitel, doch nur wenige der Organisationen, in denen sie arbeiten, überstehen wirtschaftliche Schwankungen. Es zeichnet sich bereits ab, dass Innovation sich in der Breite etabliert hat. Hoffentlich wird die Innovationsfunktion selbst auch stabiler und weniger anfällig sein für abrupte Umstrukturierungen."
Umsetzung und Integration in das Kerngeschäft
Jesse Nieminen, Mitgründer von Viima, über die Umsetzung und Integration des Innovationsmanagements in das Kerngeschäft:
"Wir erleben heute wahrscheinlich das goldene Zeitalter der Innovation: Hochentwickelte Technologien sind leichter zugänglich als je zuvor, und praktisch alle Informationen, die die Menschheit je geschaffen hat, sind heute überall frei verfügbar.
Vor diesem Hintergrund ist es nur logisch, dass Unternehmen ihre Ausgaben für Innovation immer weiter erhöht haben – bis zu den jüngsten Krisen. Doch schon davor waren die Erträge aus diesen Investitionen rückläufig. Woran liegt das?
Zum einen bedeutet die Demokratisierung von Innovation mehr Wettbewerb. Aber noch wichtiger ist, dass all diese Informationen und Technologien in konkrete Vorteile für Kunden und die Organisation verwandelt werden müssen. Der erste und allerwichtigste Schritt ist sicherzustellen, dass man ein echtes Problem löst – und zwar für die richtigen Kunden.
Wir als Innovatoren sehen allerdings den wohl größten Handlungsbedarf in der Umsetzung und Integration unserer Arbeit in das Kerngeschäft.
Zu Beginn unseres Innovations-Coaching-Programms bitten wir jeden Teilnehmenden, über seine bzw. ihre Stärken und Schwächen als Innovator nachzudenken. Von den Hunderten Führungskräften im Innovationsmanagement, die wir bislang begleitet haben, sehen die meisten ihre wesentliche Schwäche als Kombination aus Ungeduld, Mangel an Disziplin, Schwierigkeiten bei Fokussierung und Umsetzung oder der Tendenz, schnell gelangweilt zu sein.
Leider sind genau diese Aspekte entscheidend, um Ideen in greifbaren Mehrwert für Organisationen zu verwandeln. Als Gemeinschaft müssen wir darin besser werden. Wir müssen auch Wege finden, Brücken zum Kerngeschäft zu schlagen, um a) sicherzustellen, dass wir ihre großen Probleme lösen und um b) sie für die Skalierung unserer Innovationen zu gewinnen.
Bessere Werkzeuge und Prozesse können dabei helfen, aber im Kern handelt es sich um ein Kultur- und Führungsproblem".
Die Zukunft des Ideenmanagements – so das Fazit – wird geprägt sein von Technologie-Integration, kollaborativen und inklusiven Ansätzen, Nachhaltigkeitskonzepten und veränderten Kundenerwartungen.
Wie denken Sie darüber?
Welche Veränderungen sehen Sie in der Branche?
Welche anderen Trends prägen aus Ihrer Sicht das Umfeld und die Rolle des Innovationsmanagers?