Das Managen von Ideen ist hochkomplex, konfliktgeladen, chancen- und risikoreich. Vor allem die Einflussnahme der Arbeitnehmervertretung bzw. des Betriebsrats wird oft negativ wahrgenommen, speziell bei der Verhandlung von Betriebsvereinbarungen. Woran liegt das und was kann verändert werden, um mit der Arbeitnehmervertretung gemeinsam an einem Strang zu ziehen?
Ist das Ideenmanagement automatisch erfolgreicher, wenn eine große Unterstützung durch Arbeitnehmervertretungen bzw. den Betriebsrat gegeben ist? Grundsätzlich wäre plausibel, dass eine hohe Unterstützung durch die Beschäftigtenvertretung fast automatisch zu guten Erfolgen des Ideenmanagements führt – doch lässt sich dieses plausible Konzept auch in der Praxis nachweisen?
Einfluss der Arbeitnehmervertretung auf die Einsparung pro Mitarbeiter
In der Tat finden sich bei größerer Unterstützung durch die Arbeitnehmervertretung zunehmend mehr Organisationen, die einen berechenbaren Nutzen in der Größenordnung von 2.000 Euro angeben. Derartige Werte können den Durchschnitt für die entsprechende Gruppe deutlich verschieben. Doch lassen sich aus dieser Grafik noch zwei weitere Erkenntnisse ableiten:
- Auch ohne Unterstützung durch die Arbeitnehmervertretung lassen sich berechenbare Einsparungen in Höhe von zwei- oder dreitausend Euro pro Jahr erzielen.
- Auch mit optimaler Unterstützung durch die Arbeitnehmervertretung erzielen etliche Organisationen nur eine minimale berechenbare Einsparung.
Der ROI (Return on Investment) für Organisationen mit guter Unterstützung durch die Arbeitnehmervertretung ist um einige Zehntelpunkte größer. Die Unterstützung durch die Arbeitnehmervertretung beeinflusst also die Rentabilität des Ideenmanagements, wenn auch nur in überschaubarer Größe (s. Abb. 1).
Abb 1: HLP Ideenmanagement Studie 2018
Einfluss der Arbeitnehmervertretung auf Beteiligungsquoten
Die Beteiligungsquote ist bei Organisationen mit großer Unterstützung durch die Arbeitnehmervertretung fast um die Hälfte höher. Dies rührt daher, dass die Arbeitnehmervertretung Kollegen direkt ermutigen oder abschrecken kann, sich am Ideenmanagement zu beteiligen.
Organisationen mit tatkräftiger Unterstützung des Ideenmanagements durch die Arbeitnehmervertretung sind tendenziell größer und haben einen deutlich höheren Anteil an Arbeitern. Vielleicht spielen hier zwei Effekte zusammen: Sowohl die institutionelle Arbeitnehmervertretung als auch das Ideenmanagement haben ihren Ursprung in den großen Industrieunternehmen aus der Blüte der Industrialisierung. Im Sinne einer Pfadabhängigkeit verwundert nicht, wenn beide auch heute noch in der gleichen Art von Organisationen auftreten und gegenseitig verstärken.
Unser Fazit:
- Hohe Wertschätzung durch die Arbeitnehmervertretung führt zu deutlich höheren Beteiligungsquoten
- Die Arbeitnehmervertretung beeinflusst zwar die Rentabilität des Ideenmanagements, aber in überschaubarer Größenordnung
Handlungsempfehlungen für Ideenmanager
Verabschieden Sie sich zunächst einmal von dem klassischen Gedanken der Arbeitnehmervertretung als Gegner. Arbeitnehmervertretungen sind zwar ggf. dafür zuständig, Neustrukturierungsmaßnahmen etc. zum Wohle der Belegschaft abzuwehren, auf der anderen Seite sind sie genauso mitverantwortlich für die zukünftige Perspektive und Ausrichtung eines Unternehmens.
Machen Sie die Arbeitnehmervertretung zu Ihrem Verbündeten, indem Sie sie frühzeitig – insbesondere, wenn Sie Veränderungen im Ideenmanagement anstreben – in Ihre Vorhaben einbinden. Sie werden erkennen, dass Sie einen echten Mitstreiter für Ihr Thema erhalten. Kein anderer Partner bietet Ihnen eine so eine distanzierte, differenzierte und erweiterte Sicht auf Ihre Organisation wie die Arbeitnehmervertretung – einschließlich gutem Draht zur Belegschaft!
Kurzum: Geben Sie der Arbeitnehmervertretung die gleichen Chancen, sich über Veränderungen Gedanken zu machen wie Sie sich selbst bzw. Ihrem Unternehmen!
Unsere Tipps:
- Versuchen Sie, auch außerhalb der Arbeit in offiziellen Gremien und Ausschüssen den Kontakt zu den Arbeitnehmervertretungen herzustellen.
- Wenn Sie Veränderungen im Ideenmanagement planen, legen Sie zunächst ''Guiding Principles" bzw. Leitlinien fest: Welche Ziele sind Ihnen wichtig, z.B. Verkürzung von Durchlaufzeiten, Entlastung bestimmter Gruppen, Verringerung der Komplexität, etc.
- Gehen Sie immer zusammen zu Veranstaltungen. Bei Ideenmanagement-Events sind Arbeitnehmervertreter regelmäßig mit Quoten von unter 5% vertreten. Sie können daher gar nicht in dem Umfang Impulse und Entwicklungen aufgreifen und sich Gedanken dazu machen wie ein Ideenmanager. Binden Sie sie stärker ein, Sie werden sehen, dass es sich auszahlt
Sie haben weitere Fragen zum Ideenmanagement oder interessieren sich für die aktuelle Ideenmanagement-Studie? Kontaktieren Sie uns gerne: marketing@hype.de
Quelle: HLP Ideenmanagement-Studie 2018