Wie geht man Innovation am besten an? Was ist besser, ein Hackathon, Design Sprint oder vielleicht ein Brainstorming? Soll ich einen Ideenfindungsprozess starten für das nächste große Ding oder Ideen sammeln zur Verbesserung meiner Produkte? Das sind nur einige der Fragen, die Innovatoren sich und uns stellen.
Es scheint, als wären wir darauf programmiert, immer nach der perfekten Methode zur Lösung von Problemen zu suchen. Da ist es nur allzu verständlich, dass jeder die perfekte Methode zum Innovieren sucht, den Königsweg. Ist man aber nur darauf fixiert, besteht die Gefahr, dass man in alten Gewohnheiten steckenbleibt.
Jede Art von Innovation hat ein komplexes Umfeld mit vielen Variablen. Man kann nicht einfach immer dasselbe Innovationsmodell kopieren, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen. Was kopiert werden kann und sollte, ist die strukturierte und disziplinierte Herangehensweise an Innovation. Und genau hier kommen Innovationsmethoden ins Spiel.
Nicht jeder Methodenmix ist für jeden der richtige. – Dieser Leitfaden hilft Ihnen bei der Auswahl der für Sie richtigen Methoden. Wir stellen Ihnen die gängigsten Innovationsmethoden vor, zeigen Ihnen, wie Sie sie optimal nutzen können und wann Sie sie einsetzen sollten.
Was ist eine Innovationsmethode?
Es gibt keinen wirklichen Konsens darüber, was eine Innovationsmethode eigentlich ist. Wir möchten unseren Ansatz aber kurz erläutern, damit Sie die Zusammenhänge besser verstehen. Manche Leute sprechen von Methoden, Tools oder Prozessen und sie meinen vielleicht auch dasselbe, aber es gibt klare Unterschiede.
Ein Prozess ist eine Reihe von Ereignissen oder ein Pfad von Abläufen, die dazu beitragen, ein Ergebnis zu erzielen. Ein Tool ist jedes Instrument, das Ihnen hilft, eine Methode in die Praxis umzusetzen. Tools bzw. Werkzeuge sind also alles, was uns hilft, eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen.
Eine Methode wird im Allgemeinen als ein Verfahren definiert, mit dem etwas systematisch angegangen oder erreicht wird. Im Grunde geht es darum, wie wir etwas nach Plan tun, um ein gewünschtes Ergebnis zu erzielen. Die Methoden, die wir hier besprechen werden, sind also genau das: praktikable Wege, auf denen man Innovationen erreichen kann.
Wenn Sie die bestehenden Innovationsmethoden verstehen, können Sie verschiedene Probleme aus unterschiedlichen Blickwinkeln angehen und sicherstellen, dass Sie die richtigen Fragen stellen. Unser Ziel ist es, Ihnen dabei zu helfen, sich in diesen Methoden zurechtzufinden, damit Sie einen Werkzeugkasten aufbauen können, eine Toolbox für die Skalierung und Systematisierung von Innovation.
Die Wahl der richtigen Innovationsmethoden
Innovation als sporadische Initiative ist selten von dauerhaftem Erfolg gekrönt. Ein systematischer Ansatz erhöht die Chancen auf wertvolle Innovationen. Aus unserer Sicht ist hier eine strukturierte Vorgehensweise unerlässlich. Der Fokus auf eine einzige Methode wird kaum funktionieren, speziell bei großen Organisationen.
Am besten stellen Sie sich eine eigene Toolbox zusammen, die verschiedene Methoden für unterschiedliche Ziele und Arten von Innovationen enthält. Das macht vielleicht anfangs etwas mehr Arbeit, als sich für eine Methode zu entscheiden und diese immer wieder zu verwenden, aber auf lange Sicht zahlt sich das aus. Sie fragen: Wie genau?
Am besten stellt man sich eine eigene Toolbox zusammen, die verschiedene Methoden für unterschiedliche Ziele und Arten von Innovationen enthält.
Die besten Ideen zum Leben erwecken
Ein Mix aus verschiedenen Innovationsmethoden hilft Ihnen, mehr und unterschiedlichere Ideen zu generieren. Unkonventionelle Ideen können zu bahnbrechenden Innovationen führe, sie sind aber wahrscheinlich am schwierigsten zu finden. Um sie zum Leben zu erwecken, braucht es Raum und Zeit.
Die Wahl der richtigen Innovationsmethoden bedeutet auch, dass Sie sich Zeit nehmen für die Reflexion, Ideenfindung, Bewertung und Priorisierungg von Ideen. All diese Schritte tragen dazu bei, die besten Ideen mit Leben zu füllen.
Annahmen testen und neue Möglichkeiten entdecken
Einige der Innovationsmethoden, die wir besprechen werden, betonen Experimentieren als wichtigen Schritt, um Ideen in praktikable Lösungen zu umzuwandeln. Die Lean-Startup-Methode beispielsweise nutzt Experimente, um Annahmen zu überprüfen, schnell zu lernen und zu iterieren. Wie heißt es so schön: Testen Sie, um zu verbessern, nicht um zu beweisen. (“Test to improve, not to prove“).
Design Thinking ermöglicht es Ihnen, durch ein tiefes Verständnis für Kunden neue Möglichkeiten auszuloten und gemeinsam mit Ihren Mitarbeitern neue Ideen zu entwickeln. Unternehmen wie Apple, GE oder IBM setzen Design Thinking aktiv ein, um Probleme zu lösen. Sie setzen aber auch andere Innovationsmethoden ein, um es ihren Mitarbeiter zu ermöglichen, Chancen besser zu erkennen.
Innovationen im Unternehmen skalieren
Man kann sich heute nicht mehr darauf verlassen, dass nur einige wenige Personen im Unternehmen für Innovation zuständig sind. Um Innovation im gesamten Unternehmen zu fördern, müssen Sie jeden in die Lage versetzen, ein Innovator zu werden. Das geht: Mit den richtigen Werkzeugen und Methoden können Sie die Kreativität und das Wissen der gesamten Belegschaft für sich nutzen.
Sieben gängige Innovationsmethoden
Bei der Fülle von Innovationsmethoden ist es schwer, nur einige auszuwählen. Idealerweise stellen Sie sich wie gesagt Ihre eigene Toolbox mit Methoden, Prozessen und Werkzeugen zusammen, die zu Ihren Bedürfnissen und dem Stadium der Innovation passen. Wir haben für Sie einige meistgenutzten Methoden ausgewählt, die in einer Vielzahl von Branchen und Unternehmen angewandt werden.
Unabhängig davon, welche Methoden Sie wählen: Zuerst müssen Sie Ihre Innovationspipeline und den Innovationsprozess entwickeln und von Anfang bis Ende durchspielen. Der Einfachheit halber erläutern wir zunächst die Kernprinzipien jeder Methode, beleuchten dann die Phasen im Innovationsprozess und wo diese Methoden einzuordnen sind.
Innovation Mapping
Worum geht’s: “Innovation Mapping“ ist eine Methode, mit der ein allgemeines Bild der Innovationslandschaft gezeichnet wird. Mit ihrer Hilfe wird der Kontext früherer Innovation untersucht und der Ursprung dieser Ideen kartiert – unabhängig davon, ob sie erfolgreich waren oder nicht.
Wie funktioniert‘s: Innovation Mapping kann als Pipeline fungieren, die vier Schritte umfasst: Fragen, Quellen, Methoden und Ergebnisse.
Legen Sie zunächst die Fragen fest, für die Sie Antworten benötigen, z. B. wann oder wo in Ihrer Organisation Innovation stattgefunden hat, welche Defizite es gibt, wer die anderen Akteure sind und wie sie miteinander vernetzt sind. Danach sammeln Sie Daten aus verschiedenen Quellen: im Unternehmen, Internet, Open Data, Services etc. Sobald Sie alles haben, analysieren Sie die Informationen und stellen sie den Beteiligten zur Verfügung.
Wann eignet sich diese Methode?
Diese Methode ist nützlich für den Entscheidungsprozess und kann Ihnen helfen:
- zu verstehen, wie Innovation in Ihrer spezifischen Branche abläuft
- die Ergebnisse anderer Innovationen in den für Sie relevanten Bereichen zu analysieren und die Faktoren zu ermitteln, die zu ihrem Erfolg oder Misserfolg geführt haben.
- bessere und strategischere Entscheidungen für Ihr künftige Innovationen zu treffen
- Defizite und Chancen zu identifizieren und diese in konkrete Strategien umzusetzen.
Nesta hat diese Methode zum Beispiel genutzt, um die britische Glücksspielindustrie zu analysieren. Mithilfe von Big Data trackte man die Entwicklung der Branche und nutzte diese Informationen zusammen mit anderen Stakeholdern, um intelligentere Strategien zu entwickeln, die künftige Innovationen und das Wachstum der Branche begünstigen.
Innovationskarten können auch intern verwendet werden, um Ihre Produkte und Dienstleistungen zu bewerten und festzustellen, welche verbessert werden müssen. Sie können unseren Leitfaden zu Innovationsarten herunterladen – er enthält auch eine Vorlage für solche Innovation Maps.
Hackathons
Worum geht’s: Hackathons sind zeitlich begrenzte Events, bei denen viele Menschen zusammenkommen, um eine Lösung für eine zentrale Herausforderung zu entwickeln. Hackathons laufen über einen kurzen Zeitraum und ihr Ziel ist oft entweder die Lösung eines Problems, der Bau eines Prototyps oder die Entwicklung eines neuen Services.
Unternehmen nutzen Hackathons auch als Innovationsmethode, um neue Ideen zu erhalten und mit alten Gewohnheiten zu brechen. Ein Hackathon ist im Wesentlichen eine kollaborative Übung, an der traditionell konkurrierende Teams teilnehmen. Im Firmenumfeld wird er auch oft als Teambuilding-Maßnahme eingesetzt, um das Innovationsklima zu verbessern.
Wie funktioniert‘s: Damit Hackathons im Unternehmensumfeld funktionieren, sollten Sie sicherstellen, dass die Beteiligten 2-3 Tage außerhalb ihrer täglichen Arbeit Zeit haben, dass Sie vor Ort zügig vorankommen und dass Sie die Ressourcen haben, um die Ergebnisse nach dem Event weiter analysieren und ggf. umsetzen zu können.
Wenn Sie Hackathons voll nutzen wollen, sollten Sie sich auf Markttauglichkeit, Kundenverständnis, Nutzenversprechen und Annahmetests konzentrieren.
Facebook zum Beispiel organisiert Hackathons, bei denen Mitarbeiter neue Ideen entwickeln und an Prototypen arbeiten. Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass Hackathons nur für Entwickler oder Designer gedacht sind. Facebook hat bereits bewiesen, dass die Zusammenarbeit von Mitarbeitern aus verschiedenen Fachbereichen den Teamgeist stärkt. Die Zusammenarbeit mit Kollegen, mit denen man normalerweise nicht zusammenarbeitet, selbst für kurze Zeit, kann das Denken über gewohnte Grenzen hinweg fördern. Das wiederum führt oft zu neuen, innovativen Ideen führen.
Wann eignet sich diese Methode
Hackathons können in verschiedenen Umgebungen stattfinden, um unterschiedliche Ziele zu erreichen. Dadurch sind sie vielseitig einsetzbar und auch ihr Nutzen ist immens:
- Schneller Weg, um auf frische, neue Ideen zu kommen, die zu wertvollen Innovationen führen können
- Für risikoaverse Unternehmen ist es eine Gelegenheit, Vertrauen zu gewinnen und zu sehen, was passiert, wenn sie sich von den üblichen Normen lösen. Da es sich um einen kurzen Zeitraum handelt, sind die Risiken gering, und die Investitionen überschaubar.
- Da Sie Menschen zusammenbringen, die normalerweise nicht zusammenarbeiten würden, ermöglichen Hackathons den Mitarbeitern, neue Möglichkeiten und Projekte zu entdecken, ihre Kreativität freizusetzen und eine neue Denkweise zu ermöglichen.
Hackathons sollten aber auch mit Vorsicht angegangen werden. Es gibt zwar unzählige Beispiele dafür, dass Unternehmen von Hackathons profitieren, aber sie bergen auch Risiken wie “Innovation Theater“[1]. Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Sie ein ganzes Wochenende in einen Hackathon investieren wollen, können Sie zunächst kürzere Verfahren wie Ideenwettbewerbe ausprobieren.
Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Sie ein ganzes Wochenende in einen Hackathon investieren wollen, können Sie zunächst kürzere Verfahren wie Ideenwettbewerbe ausprobieren.
Design Thinking
Worum geht’s: Obwohl es sich nicht um ein neues Konzept handelt, gab es in den letzten Jahren einen großen Hype um „Design Thinking“. Viele Unternehmen nutzen es, um ihre Innovationsbemühungen zu verstärken. Was also ist Design Thinking?
Anders als Name und Background es vermuten lassen, eignet sich Design Thinking nicht nur für Designer – im Gegenteil: Es hilft bei jeder Art von Innovationsaktivität. Design Thinking ist ein menschenzentrierter Innovationsansatz, der dabei hilft, Lösungen für komplexe Probleme zu finden, indem er sich auf das Verständnis des Nutzers konzentriert.
Betrachtet man Design Thinking aus wissenschaftlicher Sicht, wird deutlich, warum es mehr ist als ein Schlagwort. Es ist eine Innovationsmethode, die sich problemlos auf verschiedene Themenbereiche und Gebiete übertragen lässt. Bei der wissenschaftlichen Methode liegt der Schwerpunkt auf Experimenten, Entdeckung und induktiven Schlussfolgerungen.
Design Thinking wurde weiterentwickelt und an die Bedürfnisse der Wirtschaft angepasst. Es beinhaltet die Beobachtung und Entdeckung menschlichen Verhaltens und nutzt Daten, um Lösungen für komplexe Geschäftsprobleme zu finden.
Wie funktioniert‘s:
Design Thinking kann von Projektmanagern, Produktmanagern oder Innovatoren angewandt werden, die Lösungen auf Basis fundierter Hypothesen und Tests entwickeln wollen.
- Versetzen Sie sich zunächst einmal in die Lage der Nutzer und versuchen Sie, ihr Verhalten durch Umfragen, Befragungen oder Interviews zu verstehen.
- Nutzen Sie dann die gesammelten Daten, um das Problem und den Kontext zu verstehen und zu definieren.
- Anschließend entwickeln Sie eine erste Lösung, das Minimum Viable Product (MVP). Danach können Sie mit Tests beginnen und Daten sammeln, die Ihre These bestätigen oder widerlegen. Das erste MVP liefert selten schon die finale Lösung. Deshalb ist der nächste Schritt sehr wichtig: Ideenfindung und Analyse.
- Zum Schluss, sobald Sie genügend Feedback gesammelt haben, testen Sie Ihren Prototypen und verbessern ihn iterativ weiter.
Wann eignet sich diese Methode?
Wenn Sie den Kunden in den Mittelpunkt Ihrer Innovation stellen, können Sie kreative Lösungen entwickeln, die wertvoll sind für den Markt.
- Bietet einen flexiblen Ansatz, der leicht mit anderen Methoden kombiniert werden kann als Ergänzung Ihrer Innovationsaktivitäten
- Beschleunigt das Innovationstempo, da sie mit agilen, schnellen Methoden umgesetzt werden kann
- Kosteneffiziente Methode: Das Testen von Produkten oder Services vor der Markteinführung spart Geld, da Sie nicht in etwas investieren müssen, von dem Sie nicht wissen, ob es langfristig funktionieren wird.
(Design) Sprint
Worum geht’s: Design Sprints sind eine aus dem Design Thinking abgeleitete Methode zur Problemlösung. Design Sprints wurden erstmals vor mehr als 10 Jahren bei Google eingeführt und werden auch heute noch als Kreativitäts- und Innovationsmethode eingesetzt.
Design Sprints und Design Thinking werden oft miteinander verwechselt. Bei Design Sprints handelt es sich jedoch um eine reine Problemlösungsmethode. Im Gegensatz zum Design Thinking beginnen Design Sprints mit einer klar definierten Herausforderung und konzentrieren sich ausschließlich auf die Lösung. Anders als Design Thinking, bei dem viele Tools für jede der sechs Phasen verwendet werden können, sind Design Sprints auch sehr strukturiert und können sich auch über fünf Tage hinziehen.
Wie funktioniert‘s: Es würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, auf alle Details eines Design Sprints einzugehen, aber zum besseren Verständnis erläutern wir hier die fünf wichtigsten Schritte.
Wann eignet sich diese Methode?
- Sie nutzen kurze Kreativitätsphasen, um neue Ergebnisse zu erzielen
- Sie erledigen schnell kleine Aufgaben; keine Zeitverschwendung durch mehrere Meetings
- Fokus auf Prototyping und Entwicklung eines testbaren Produkts
- Annahmetests schon früh im Entwicklungsprozess
Agil (Agiles Denken)
Worum geht’s: Agiles Denken ist eine weitere Methode, die Design Thinking gut ergänzt. Beide können von Unternehmen eingesetzt werden, die innovativer und kundenorientierter werden wollen.
Im Gegensatz zum Design Thinking konzentriert sich “Agile“ in erster Linie auf das Projektmanagement und darauf, durch Optimierung des Entwicklungsprozesses das Tempo zu erhöhen. Ursprünglich für Softwareentwickler entwickelt, um Effizienz und Geschwindigkeit zu steigern, hat sich Agilität inzwischen zu einer weit verbreiteten Projektmanagementmethode entwickelt, die Innovation in Unternehmen aller Art unterstützt.
So funktioniert‘s: Da viele Unternehmen heute in einem dynamischen Umfeld agieren, lässt sich der agile Ansatz sehr gut in vielen Branchen anwenden. Er ist zwar nach wie vor primär im Softwareentwicklungsumfeld im Einsatz, aber er hat sich auch bei der Produktentwicklung, bei Marketingprojekten, strategischen Planungsaktivitäten, Herausforderungen in der Lieferkette oder Entscheidungen über die Ressourcenzuweisung als effizient erwiesen.
Agilität kann beispielsweise in Bereichen eingesetzt werden, in denen komplexe Probleme in mehrere Schritte zerlegt und von kreativen multidisziplinären Teams angegangen werden, z.B. in der strategischen Planung oder im Marketing.
Agilität kann erfolgreich in Bereichen eingesetzt werden, in denen komplexe Probleme in mehrere Schritte zerlegt und von kreativen, multidisziplinären Teams angegangen werden, z.B. in der strategischen Planung oder im Marketing.
Theoretisch mag das einfach klingen, aber ein t ein agiler Ansatz erfordert Schulungen, Verhaltensänderungen und manchmal moderne Informationstechnologien. Entscheidungsträger sollten daher gründlich abwägen, ob sie diese Methode einsetzen. Und um eine fundierte Entscheidung treffen zu können, ist es wichtig zu verstehen, was Agilität ist und was nicht.
Auch wenn es sich bei “Agile“ eher um eine Denkweise handelt, gibt es verschiedene Methoden, um von der Theorie zur Praxis zu gelangen. Zum besseren Verständnis stellen wir Ihnen kurz die drei agilen Praktiken Scrum, Kanban und Lean Development vor.
- Scrum ist ein Ansatz für kontinuierliche Verbesserungen und die Entwicklung komplexer Produkte. Der Schwerpunkt liegt auf Kreativität und Teamarbeit.
- Kanban: Visuelle Workflow-Management-Methode zur Definition, Verwaltung und Verbesserung von Services, die Wissen generieren. Der Fokus liegt auf geringeren Durchlaufzeiten und Reduzierung der Arbeitslast.
- Lean-Methode: Im Kern geht es bei Lean darum, Menschen, Ressourcen, Aufwand und Energie zu optimieren, indem man sich darauf konzentriert, Abfall (& im übertragenen Sinn Ineffizienz) zu beseitigen.
Wann eignet sich diese Methode?
- Eine Methode wie Scrum kann radikale Veränderungen ermöglichen
- Sie maximiert die Beiträge der Teammitglieder und ermöglicht schnelle Reaktionen durch flexible Teamstrukturen und Abläufe
- Sie minimiert Verschwendung, die durch überflüssige Meetings, revolvierende Planung, übermäßige Dokumentation, Qualitätsmängel und minderwertige Produktfeatures entsteht
- Sie verbessert die Kundenbindung und -zufriedenheit
- Sie bringt die besten Produkte und Features schneller und verlässlicher auf den Markt und reduziert Risiken
Blue Ocean Strategy
Worum geht’s: Die Blue Ocean Strategy“ ist eine Methode, die von W. Chan Kim und Renée Mauborgne entwickelt und in ihrem gleichnamigen Buch vorgestellt wurde. Ihr Ansatz umfasst eine Reihe von Instrumenten und Frameworks, die es Unternehmen ermöglichen, “blaue Ozeane“, d.h. bisher unentdeckte Märkte, zu erschließen.
Sie kann dazu dienen, sich zu differenzieren, neue Geschäftsfelder zu erschließen und neue Nachfrage zu schaffen. Der Wettbewerb auf gesättigten Märkten, den „roten Ozeanen“, ist den Autoren zufolge selten eine erfolgreiche Strategie.
Wie funktioniert‘s: Bei der Blue Ocean Strategy geht es darum, einen Mehrwert für den Kunden zu schaffen und gleichzeitig Kosten zu senken. Das steht im Gegensatz zu eher traditionellen Ansätzen, die entweder niedrige Kosten oder einen höheren Wert fokussieren.
Es gibt fünf Schritte, um vom roten Ozean zum blauen zu wechseln:
1. Überlegen Sie, wo Sie anfangen wollen und stellen Sie Ihr Team zusammen. Verwenden Sie die Pioneers-Migrators-Settlers Map und streben Sie an, mehr Migranten und Pioniere als Siedler zu bekommen.
2. Vergewissern Sie sich, wo Sie stehen, indem Sie sich mithilfe des Strategy Canvas ein klares Bild verschaffen.
3. Finden Sie heraus, was die Größe Ihrer Branche begrenzt, und entdecken Sie die blauen Ozeane der neuen Kunden.
4. Klären Sie, wie Sie dorthin gelangen können, indem Sie systematisch Marktbarrieren erfassen und alternative Kurse zu den blauen Ozeanen entwickeln.
5. Entscheiden Sie, wie Sie vorankommen wollen, führen Sie einen schnellen Markttest durch und starten Sie Ihr Vorhaben.
Wann eignet sich diese Methode?
- Im Gegensatz zu traditionellen strategischen Modellen konzentriert sich die Blue-Ocean-Strategie auf dauerhafte Wertsteigerung als Basis profitabler Geschäftsmodelle.
- Sie ermöglicht ein verändertes Mindset, erweitert den Horizont und lässt Sie neue Chancen entdecken.
- Der Kurs zu den blauen Ozeanen bedeutet, dass Ihre Kunden nicht zwischen Wert und Preis wählen müssen, da Sie sowohl mehr Nutzen als auch niedrige Kosten anstreben.
Jobs to be Done
Worum geht’s: Jobs To Be Done (JTBD) ist ein Konzept zur Ermittlung von Kundenbedürfnissen. Es geht darum, herauszufinden, welche Art von Aufgaben Verbraucher mit ihren Produkten lösen wollen. Wer die genauen Ursachen einer Kaufentscheidung kennt, dem eröffnen sich Möglichkeiten zu echter, wertschöpfender Innovation.
Es sind Bedürfnisse, von denen oft nicht einmal die Kunden wissen, dass sie sie haben. In einem HBR-Artikel erklärt Clayton Christensen, wie das Konzept funktioniert und warum Unternehmen, die verstehen, wie und warum Kunden bestimmte Entscheidungen treffen, erfolgreicher innovieren.
Wie funktioniert‘s:
Um mit JTBD erfolgreich zu sein, müssen Sie Ihren Markt auf neue Weise definieren. Ihre Konkurrenten sind nicht zwingend die, die ähnliche Produkte herstellen, sondern die, die den Verbrauchern helfen, vergleichbare Aufgaben zu erledigen. Netflix konkurriert zum Beispiel nicht nur mit Amazon oder anderen Streaming-Diensten. Netflix konkurriert mit allem, was Menschen hilft, sich zu entspannen, ob Wein oder Videospiel.
Ermitteln Sie dann Kunden, die von der Erfüllung der Aufgabe profitieren würden, und identifizieren Sie unbefriedigte Bedürfnisse. Sobald Sie wissen, wer Ihre Kunden sein könnten, analysieren Sie den Wettbewerb und wie er auf solche Anforderungen reagiert. Entwickeln Sie anschließend neue Ideen, um unerfüllte Bedürfnisse befriedigen zu können, und setzen Sie Prioritäten, je nachdem, welche Maßnahme den Kundenwünschen schneller und präziser entsprechen kann.
Wann eignet sich diese Methode?
Es ist wichtig, den Nutzen und die Aufgabe zu kennen, die Produkte versprechen bzw. erledigen. Dadurch erweitern Sie Ihren Horizont und erschließen sich neue Chancen, die andere noch nicht erkannt haben.
- Das Verständnis der Aufgaben, die Ihre Produkte oder Dienstleistungen für die Kunden erfüllen, hilft Mitarbeitern, sich auf ein gemeinsames Ziel
- Wenn Sie sich auf die Definition der Aufgabe konzentrieren, können Sie von einer dezentralen Entscheidungsfindung profitieren: Mitarbeiter können selbständig agieren und innovativ sein, um gute Lösungen zu finden.
- Es hilft Ihnen, Ihre Ressourcen zu optimieren, denn durch Konzentration auf das Wesentliche wird deutlich, worauf es ankommt und wo Sie Ihre Ressourcen und Energie am besten investieren sollten.
- Jobs tob be done fungieren als Leitfaden für Innovationen, da sie einen umfassenden Einblick in das ermöglichen, was benötigt wird, um die richtigen Lösungen zu schaffen
Auswahl der Innovationsmethode
Bei der Wahl Ihrer Innovationsmethoden sollten Sie mehrere Aspekte beachten. Von der Phase des Innovationsprozesses über die Art der Innovation bis zur Branche, in der Sie tätig sind – alles wichtige Faktoren, die es zu berücksichtigen gilt.
Da es aber keine Patentlösung für alle gibt wählen Sie am besten eine Methode, die am besten zu Ihren Bedürfnissen passt. Es gibt ja generell mehrere Möglichkeiten, die zu einer innovativen Lösung führen. Und verschiedene Methoden können an unterschiedlichen Stellen im Innovationsprozess angewandt werden.
Im Folgenden skizzieren wir fünf Schritte, die Sie durch den Innovationsprozess führen. Sie können je nach Ihren Bedürfnissen und Besonderheiten angepasst werden. Manche Innovatoren benötigen drei Stufen, andere vielleicht acht. Es liegt an Ihnen, den für Sie besten Innovationsprozess von der Idee bis zur Umsetzung zu finden und zu steuern.
Schauen wir uns jetzt die Standardschritte im Innovationsprozesses an und wie die oben erwähnten Methoden eingesetzt werden können.
Ideenfindung und Mobilisierung
Ideengenerierung ist Ausgangspunkt für jede Innovation. Aber bevor wir dazu kommen, brauchen wir ein paar allgemeine Informationen über das Umfeld und Ökosystem, in dem diese Ideen entstehen sollen. Eine Methode wie das Innovation Mapping kann hier nützlich sein, um Ihr spezifisches Umfeld zu verstehen. Sobald Sie diese Informationen haben, können Sie entscheiden, wie Sie Ideen generieren wollen. Sie können ein Tool wie Viima für den Ideenfindungsprozess wählen oder einen Hackathon organisieren.
Die nächste Phase ist die Mobilisierungsphase. Mobilisierung von Ideen kann bedeuten, sie an einen anderen physischen oder logischen Ort zu verlagern, sei es in eine andere Abteilung oder ein anderes Team, oder sie in ein weniger abstraktes Konstrukt zu verwandeln. Wichtig ist, dass Sie diesen Schritt nicht überspringen.
Bewertung und Screening
In dieser Phase geht es darum, die Vor- und Nachteile abzuwägen und zu entscheiden, welche Ideen für die weitere Entwicklung ausgewählt werden. Ein standardisiertes, transparentes Verfahren verringert hier das Risiko, dass Personen die neuen Ideen aufgrund ihrer eigenen Vorurteile ablehnen. Eine Methode wie "Jobs to be done" wird zwar nicht speziell zur Bewertung von Ideen eingesetzt, hilft aber bei der Entscheidungsfindung.
Auch wenn die Bewertung von Ideen eine wichtige Rolle spielt, gehen wir hier nicht zu sehr ins Detail, da wir bereits in einem früheren Artikel ausführlich darüber geschrieben haben. Sie sollten aber darauf achten, dass das Screening und die Bewertung von Ideen auf rationalen, sachlichen Kriterien basiert.
Klar, die Bewertung von Ideen kann komplex sein. Es macht aber Sinn, sowohl qualitative als auch quantitative Kriterien zu berücksichtigen und sie allen Beteiligten klar und transparent zu vermitteln. So ermutigen Sie die Teilnehmer zur Mitarbeit und sie verstehen besser, warum ihre Ideen ausgewählt wurden oder nicht.
Testen
In dieser Phase werden die Ideen in einer bestimmten Umgebung und für ein bestimmtes Zielgruppe getestet. Da Sie zu diesem Zeitpunkt verstehen wollen, wer Ihr Kunde sein wird, kommen Methoden wie Design Thinking und Design Sprints zum Einsatz.
In dieser Phase können Unternehmen Prototypen erstellen und Nutzerfeedback einholen, ohne große Investitionen zu tätigen. In kurzer Zeit haben Sie etwas zum Testen, und auf Bais erster Ergebnisse können Sie Ihr Produkt oder Ihre Dienstleistung weiterentwickeln.
Kommerzialisierung
In dieser Phase reifen Innovationen von der Idee zur realen Umsetzung. Bei der Kommerzialisierung bzw. Vermarktung geht es darum, den Marktwert einer Idee zu ermitteln, indem man sich auf die möglichen Vorteile konzentriert. Bietet sie dem Kunden einen Nutzen, ist sie verständlich, antizipiert man, wann und wie sie zu verwenden ist?
Schnelle Experimente und Datennutzung als Nachweis tragen zur erfolgreichen Kommerzialisierung bei. Agile Methoden wie die Lean-Methodik können in der Kommerzialisierungsphase eingesetzt werden, um Unsicherheiten in Bezug auf Marktsegmente, Marketingkanäle, Messaging, Preisgestaltung, Vertriebsmodell etc. zu erkennen.
Mithilfe der schlanken Prinzipien der agilen Methode, Einfühlungsvermögen, Experimenten und Beweisen kann ein Aktionsplan für die Ausführung und Skalierung festgelegt werden. In dieser Phase tendiert man gerne dazu, in alte Vorgehensweisen zurückzufallen. Achten Sie darauf, denn um bessere Ergebnisse zu erzielen, müssen Sie neue Denkweisen annehmen.
Diffusion und Umsetzung
In der letzten Phase des Innovationsprozesses geht es um die unternehmensweite Akzeptanz der Idee, an der Sie gearbeitet haben. Wir nennen es „Diffusion“. Sie kann über verschiedene interne Kommunikationskanäle erfolgen, je nach unternehmerischer Praxis und Unternehmenskultur.
Dann geht es um einen realistischen Umsetzungsplan, der die Zuweisung von Ressourcen, einen Kommunikationsplan und Feedback-Erfassung enthält. Er kann dazu beitragen, Potentiale für die nächsten innovativen Ideen zu ermitteln.
Legen Sie auch Metriken festz, die den Erfolg Ihrer Innovation aufzeigen. Und lassen Sie Raum für weitere Verbesserungen. Schließlich ist Innovation ein kontinuierlicher, langfristiger Prozess, der nie endet. Nach einer Innovation können Sie im Grund schon wieder mit der nächsten beginnen.
Wie fange ich an?
So viele Möglichkeiten – das kann einen auf den ersten Blick überfordern, sollte Sie aber nicht entmutigen. Stellen Sie zunächst einmal die richtigen Fragen. Welchem Zweck dient Ihre Innovation und erfüllt sie einen echten Geschäftsbedarf?
Das sind die ersten Fragen, die Sie sich stellen sollten. Danach können Sie mit den nächsten Schritten fortfahren, die Ihnen bei der Methodenwahl helfen werden. Jedes innovative Unternehmen verfügt über etablierte Methoden, auch wenn sie nicht immer klar definiert sind. Sie fangen also selten bei Null an.
- Analysieren Sie den Ist-Zustand und klären Sie, was derzeit eingesetzt wird. Welche Herausforderungen gibt es bei der aktuellen Vorgehensweise? Gibt es bestimmte Phasen, für die Sie keine systematische Methode haben?
- Um die Effizienz Ihrer Initiativen zu messen und zu entscheiden, was zu verbessern ist, ist ein Referenzpunkt hilfreich. Um einen ganzheitlichen Überblick über die Innovation in Ihrem Unternehmen zu erhalten, sollten Sie ein Benchmarking durchführen. Hier geht es nicht darum, die Methoden anderer zu kopieren, sondern zu verstehen, wie sie in unterschiedlichem Kontext eingesetzt werden.
- Erstellen Sie eine Übersicht und füllen Sie die Felder mit den möglichen Methoden, die Sie gerne testen würden. Versuchen Sie, ein ausgewogenes Verhältnis zu finden, übertreiben Sie es nicht mit dem Versuch, alle Methoden auszuprobieren, und legen Sie sich nicht auf eine einzige Methode fest.
- Starten Sie ein Pilotprojekt mit den von Ihnen gewählten Methoden und sehen Sie, wie sie sich entwickeln.
- Passen Sie sie Basis der gewonnenen Erkenntnisse an und optimieren Sie sie.
Fazit
Bei Innovation ist Rückwärtsdenken immer eine gute Idee. Mark Johnson hat diese Denkweise in der ersten Folge unseres “Innovation Room Podcasts“ erläutert: Hier geht es darum, zu überlegen, was in 5, 10 oder mehr Jahren echten Einfluss haben könnte. Was können Sie heute tun, um die Zukunft zu gestalten? Antizipieren Sie, statt zu reagieren, treten Sie einen Schritt zurück, um Ihre aktuelle Position und Ihre kurz- sowie langfristigen Ziele zu analysieren.
Keine einzelne Methode bringt die besten Ergebnisse, sondern eine Kombination, die Sie nur selbst herausfinden können. Wie Sie Methoden kombinieren und anpassen, hängt von Ihrem Innovationsstadium, der Art der Innovation, der Branche ab und vielem mehr.