Ein Meilenstein ist erreicht: Mit der Einführung von ISO 56001 am 10. September 2024 wurde die weltweit erste internationale Norm für das Innovationsmanagement veröffentlicht. Dieser neue Standard bietet Unternehmen ein systematisches Regelwerk, um Innovationen effektiv zu steuern und messbare Ergebnisse zu erzielen. Wir stellen Ihnen die Norm ISO 56001 im Detail vor und zeigen auf, wie Unternehmen erste Schritte zur Implementierung gehen können.
In Zeiten rasanten Wandels stehen Organisationen weltweit zunehmend unter Druck, ihre Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Ein nach ISO 56001 zertifiziertes Managementsystem hilft ihnen, ihre Innovationsprozesse effizienter zu gestalten, Innovationskraft zu beweisen und den Mehrwert für das Unternehmen, die Kunden und andere Stakeholder zu steigern. Ludwig Melik, President Americas, HYPE Innovation, kommentiert:
„Die ISO 56001-Norm wird das Innovationsmanagement revolutionieren, indem sie klare, umsetzbare Richtlinien bereitstellt, die Organisationen in die Lage versetzen, nachhaltige, transparente und nachvollziehbare Innovationsprozesse aufzubauen.“
Doch was verbirgt sich konkret hinter dem kryptischen Begriff ISO 56001? Was bedeutet der neue Standard und warum ist er wichtig? Antworten darauf finden Sie hier.
1. Was ist ISO 56001?
ISO 56001 ist die weltweit erste internationale Norm, die Anforderungen an ein strukturiertes Innovationsmanagementsystem (IMS) festlegt. Sie wurde im Ausschuss ISO/TC 279 für Innovationsmanagement von über 50 Ländern entwickelt und ist Teil der ISO 56000-Familie, die umfassende Richtlinien und Grundprinzipien für das Innovationsmanagement bereitstellt. Der neue Standard bietet Unternehmen weltweit eine systematische Grundlage, um Innovationsprozesse effizient zu gestalten, Risiken zu minimieren und eine innovationsfördernde Unternehmenskultur zu etablieren.
Im Zentrum der ISO 56001 steht der Bedarf, Innovationen in einer zunehmend wettbewerbsintensiven Welt besser zu managen. Der Standard richtet sich an Organisationen aller Branchen und Größen, die ihre Innovationsfähigkeit verbessern möchten. Er baut wie erwähnt auf der Normfamilie ISO 56000 auf, die die grundlegenden Begriffe und Prinzipien des Innovationsmanagements definiert, und bietet eine konkrete Anleitung zur Implementierung eines Innovationsmanagementsystems. Im Gegensatz zu anderen Normen der Familie, die Vorschläge oder Empfehlungen enthalten, handelt es sich bei ISO 56001 um eine “Soll“-Norm, d.h. Organisationen müssen sich an die Vorgaben halten, um konform zu sein.
2. Was sind die Vorteile der ISO 56001?
ISO 56001 hilft Organisationen dabei, Innovationen systematisch nach einer internationalen Norm zu managen und so zu ihrem langfristigen Erfolg und ihrer Wettbewerbsfähigkeit beizutragen.
Die Vorteile, die eine ISO 56001-Zertifizierung bietet, sind zahlreich:
- Kundenzentrierung und Wettbewerbsfähigkeit: Durch die Integration von Kundenbedürfnissen und Markttrends in den Innovationsprozess bleiben Unternehmen wettbewerbsfähig und können besser auf Marktveränderungen reagieren.
- Effizienzsteigerung und Ressourcenoptimierung: ISO 56001 unterstützt Unternehmen dabei, Innovationen effizienter zu managen, Ressourcen optimal zu nutzen und das Risiko von Fehlinvestitionen zu minimieren.
- Risiko- und Chancenmanagement: Der Standard fordert von Unternehmen, Risiken systematisch zu identifizieren und zu managen. Dies reduziert Innovationsfehlschläge und fördert stabile Wachstumsprozesse.
- Innovationskultur: ISO 56001 legt den Grundstein für eine innovationsfördernde Unternehmenskultur, die kreatives Denken anregt, die Motivation der Belegschaft erhöht und ihr Engagement in Innovationsprozessen nachhaltig stärkt.
- Nachhaltigkeit: ISO 56001 fördert durch die Verbesserung von Innovationsprozessen sowohl wirtschaftliche als auch ökologische Nachhaltigkeit. Sie trägt insbesondere zur Erreichung von SDG 9 bei, das sich auf nachhaltige Industrialisierung, Innovation und den Ausbau nachhaltiger Infrastruktur konzentriert.
- Langfristiger Erfolg: Die Standardisierung von Innovationsprozessen ermöglicht es Unternehmen, ihre Innovationsfähigkeit langfristig aufrechtzuerhalten und beständig weiterzuentwickeln.
3. Was beinhaltet ISO 56001?
Die ISO 56001 basiert auf grundlegenden Prinzipien, die darauf abzielen, das Innovationsmanagementsystem (IMS) einer Organisation effizient und erfolgreich zu gestalten. Diese Prinzipien bilden die stabile Basis, auf der Unternehmen ihre Innovationsprozesse strategisch und nachhaltig entwickeln können:
- Management-Commitment: Das Engagement und die aktive Unterstützung durch die Unternehmensführung bzw. des (Top-)Managements ist entscheidend, um eine innovationsfreundliche Kultur zu fördern und die notwendige strategische Ausrichtung sicherzustellen.
- Ressourcenzuweisung: Finanzielle, technologische und personelle Ressourcen müssen zielgerichtet bereitgestellt werden, um innovative Projekte und Prozesse effektiv umzusetzen.
- Kontinuierliche Verbesserung: Innovationsprozesse sollten fortlaufend analysiert und optimiert werden, um Wettbewerbsvorteile zu sichern und auf neue Entwicklungen im Markt flexibel reagieren zu können.
- Risikomanagement: Innovationen sind immer mit Unsicherheiten verbunden. Die systematische Identifikation, Bewertung und Steuerung von Risiken sind dabei zentrale Faktoren, um Fehlschläge zu minimieren und Chancen optimal zu nutzen.
Diese Grundsätze sind die Eckpfeiler eines erfolgreichen Innovationsmanagementsystems (IMS) und ermöglichen Unternehmen, Innovationen strukturiert zu managen und langfristig zu fördern.
Neben diesen Prinzipien definiert ISO 56001 auch operative Kernbereiche, die spezifische Handlungsfelder für die Implementierung eines IMS abdecken (s. Abb.):
- Kontext der Organisation: Eine tiefgehende Analyse interner und externer Faktoren, die Einfluss auf die Innovationsfähigkeit haben, ist notwendig, um relevante Chancen und Herausforderungen zu erkennen.
- Führung: Die oberste Führungsebene spielt eine entscheidende Rolle, indem sie die Innovationsstrategie vorantreibt, Ressourcen bereitstellt und das Engagement der Mitarbeiter unterstützt.
- Planung: Die klare Definition von Innovationszielen sowie die Bewertung von Risiken und Chancen sind grundlegende Schritte, um Innovationsprojekte zielgerichtet zu steuern.
- Unterstützung: Ein effektives Ressourcen- und Wissensmanagement ist erforderlich, um die benötigten Kompetenzen und Fähigkeiten für den Innovationsprozess sicherzustellen.
- Betrieb: Die praktische Umsetzung der Innovationsstrategien umfasst die Koordination und Steuerung aller Innovationsaktivitäten innerhalb der Organisation.
- Leistungsbewertung und Verbesserung: Regelmäßige Evaluierungen der Innovationsprozesse sowie die Einleitung von Korrekturmaßnahmen sind notwendig, um die kontinuierliche Verbesserung zu gewährleisten.
ISO 56001 bietet somit nicht nur einen klaren Rahmen für Innovationsprozesse, sondern hilft Unternehmen auch dabei, ihre Innovationskultur, -strategien und -maßnahmen systematisch zu verankern und stetig weiterzuentwickeln.
Abb.: ISO 56001: Grundlegendes Schema zu operativen Kernbereichen (Quelle: ISO)
4. Wie erfolgt die Zertifizierung?
Man kann die ISO 56001 Norm bei der ISO kaufen, aber sie selbst vergibt keine Zertifikate.
Die Zertifizierung und Einhaltung der Norm wird in einem Prozess überprüft, der von unabhängigen, akkreditierten Zertifizierungsstellen durchgeführt wird, beispielsweise von der Deutschen Akkreditierungsstelle (DAkkS) oder vom Bundesverband unabhängiger Zertifizierungsstellen (BVUZ).
Der Zertifizierungsprozess für den Standard ISO 56001 erfolgt in mehreren klaren Schritten, die sicherstellen, dass Unternehmen die Anforderungen der Norm vollständig erfüllen. Das sind die üblichen Schritte auf dem Weg zur Zertifizierung:
- Vorbereitung und interne Analyse
Unternehmen müssen ihre aktuellen Innovationsmanagementprozesse überprüfen, um Schwachstellen zu identifizieren und sicherzustellen, dass sie den Anforderungen der ISO 56001 entsprechen. Oft wird dabei eine sogenannte Lückenanalyse bzw. Gap-Analyse durchgeführt, die den Ist-Zustand mit den ISO-Anforderungen vergleicht. Externe Berater können bei dieser Vorbereitung unterstützen.
- Antragstellung und Auswahl der Zertifizierungsstelle
Unternehmen wählen eine akkreditierte Zertifizierungsstelle (z.B. DAkkS, BVUZ oder andere ISO-anerkannte Stellen) und stellen dort den Antrag auf Zertifizierung. Diese Stellen prüfen die Einhaltung der Norm anhand der bereitgestellten Dokumentationen und Prozesse.
- Audit in Zwei Phasen
Phase 1: Dokumentenprüfung: In dieser Phase prüft die Zertifizierungsstelle die Dokumentation des Innovationsmanagementsystems, wie z. B. Innovationsstrategien, Prozessbeschreibungen und Verantwortlichkeiten.
Phase 2: Vor-Ort-Audit: Im Vor-Ort-Audit wird überprüft, ob die dokumentierten Prozesse auch in der Praxis umgesetzt werden und ob das Innovationsmanagement effektiv funktioniert. Auditoren bewerten die Übereinstimmung der tatsächlichen Abläufe mit den Anforderungen der Norm.
- Korrekturmaßnahmen und Nachbesserungen
Sollten Abweichungen oder Mängel festgestellt werden, erhalten Unternehmen die Möglichkeit, diese durch Korrekturmaßnahmen zu beheben. Die Umsetzung dieser Maßnahmen wird in einem Nachaudit kontrolliert. -
Zertifizierung und laufende Überwachung
Hurra! Nach erfolgreicher Prüfung und gegebenenfalls Nachaudit erhält das Unternehmen das ISO 56001-Zertifikat, das in der Regel drei Jahre gültig ist. Während dieser Zeit finden jährliche Überwachungsaudits statt, um die fortlaufende Konformität zu überprüfen. Nach Ablauf der drei Jahre ist eine Rezertifizierung erforderlich.
Sollten Abweichungen oder Mängel festgestellt werden, erhalten Unternehmen die Möglichkeit, diese durch Korrekturmaßnahmen zu beheben. Die Umsetzung dieser Maßnahmen wird in einem Nachaudit kontrolliert.
Zusätzlich müssen Unternehmen Kosten für die Zertifizierung, Vorbereitung und gegebenenfalls externe Berater einkalkulieren. Diese variieren je nach Unternehmensgröße und Komplexität des Innovationsmanagementsystems.
5. Tipps: Erste Schritte zur Umsetzung
Die Zertifizierung ist unter Dach und Fach – nur wie geht es dann weiter? Was gilt es zu beachten, um ISO 56001 bestmöglich in der eigenen Organisation zu implementieren? Die ISO empfiehlt hier, mit folgenden fünf Schritten zu starten:
⇒ Innovationsstrategie entwickeln
Der erste Schritt sollte darin bestehen, klare Innovationsziele festzulegen, die mit den Unternehmensprioritäten übereinstimmen. Innovationsmanager erstellen eine flexible, anpassbare Strategie, die auf das Feedback von Mitarbeitenden und anderen Beteiligten eingeht und die gewünschten Ergebnisse des Innovationsmanagementsystems definiert.
Tipp: Viele Organisationen haben Schwierigkeiten, ihre Innovationsziele zu erreichen, weil ihnen eine klare Innovationsstrategie fehlt. Entscheidend ist, strategische Prioritäten festzulegen, bevor ein Innovationsmanagementsystem eingeführt wird.
⇒ Teams über Innovationsstrategie informieren und einbinden
Nachdem die Innovationsstrategie festgelegt ist, sollten alle Mitarbeitenden darüber informiert und aktiv in den Ideenfindungsprozess eingebunden werden. So werden gezielt Ideen gesammelt, die im Einklang mit der Strategie und den Unternehmenszielen stehen.
Tipp: Stellen Sie sicher, dass die Mitarbeitenden wissen, welche Herausforderungen gelöst werden sollen und bis wann Ideen eingereicht werden müssen. So vermeiden Sie ungerichtete Vorschläge.
⇒ Ideen validieren – besonders bei hoher Unsicherheit
Bevor neue Ideen umgesetzt werden, sollten sie gründlich geprüft werden. Validationsteams übernehmen dabei die Aufgabe, die Erfolgschancen und Risiken jeder Idee zu bewerten und priorisieren.
Tipp: Die Validierung sollte abhängig vom Risiko und Ressourcenaufwand der Idee gestaltet werden. Kleinere Prozessoptimierungen brauchen weniger Prüfung als komplexe, risikoreiche Projekte wie die Markteinführung eines neuen Produkts.
⇒ Innovationen entwickeln
Nach der Validierung sollten vielversprechende Ideen zu marktreifen Lösungen weiterentwickelt werden. Dabei gilt es, Aspekte wie Risikomanagement, Patentschutz und die Verfügbarkeit von Ressourcen zu berücksichtigen.
Tipp: Projekte sollten flexibel bleiben und Anpassungen zulassen. Hier kann helfen, dass Innovations- und Umsetzungsteams gemeinsam klare KPIs definieren, um den Fortschritt kontinuierlich zu überwachen.
⇒ Innovationen umsetzen
Der letzte Schritt ist die Markteinführung der Innovation. Hier spielen Skalierung, Kundenfeedback und die ständige Überprüfung der Erfolgskriterien eine zentrale Rolle.
Tipp: Kontinuierliche Erfolgsmessung ist essenziell. Nur so kann festgestellt werden, ob Anpassungen nötig sind, um den langfristigen Erfolg zu sichern.
6. Lässt sich ISO 56001 mit anderen ISO-Normen und Managementdisziplinen kombinieren?
Ja, ISO 56001 ist problemlos mit anderen ISO-Normen und Managementsystemen kombinierbar.
Der Standard basiert auf der harmonisierten Struktur (High-Level Structure bzw. HLS), die eine einfache Integration mit Normen wie z.B. ISO 9001 (Qualitätsmanagement) und ISO 14001 (Umweltmanagement) ermöglicht.
Diese gemeinsame Struktur ermöglicht es Unternehmen, verschiedene Managementsysteme besser aufeinander abzustimmen, effizienter zu arbeiten und ihre Innovations-, Qualitäts- und Umweltprozesse effektiv zu koordinieren.
7. Was könnte eine ISO-Zertifizierung für das Ideenmanagement bedeuten?
Wie im Innovationsmanagement könnte eine ISO-Zertifizierung auch im Ideenmanagement zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor für Unternehmen werden, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Ideenmanagement umfasst die Sammlung, Bewertung und Umsetzung von Verbesserungsvorschlägen und kreativen Ideen aus der Belegschaft oder von externen Stakeholdern. Eine ISO-Zertifizierung könnte diesen Prozess noch weitaus strukturierter und effizienter gestalten, was zu zahlreichen Vorteilen führt:
- Systematischer Ansatz: Eine ISO-Zertifizierung gewährleistet, dass Ideenfindung und -umsetzung nicht sporadisch, sondern strukturiert und kontinuierlich erfolgen. Das erhöht die Erfolgsquote bei der Realisierung von Ideen.
- Standardisierte Prozesse: Unternehmen könnten Ideen systematisch sammeln, bewerten und priorisieren, was ihre Innovationskraft insgesamt stärkt.
- Engagement der Mitarbeiter: Ein formales, zertifiziertes Ideenmanagementsystem motiviert die Beschäftigten, sich aktiver einzubringen und ihre Ideen mit größerem Vertrauen zu teilen.
- Effiziente Umsetzung: Standardisierte Abläufe beschleunigen die Umsetzung von Ideen und nutzen Ressourcen optimal.
- Qualitätssicherung: Die Zertifizierung stellt sicher, dass innovative Ideen auf einem qualitativ hohen Niveau entwickelt und nachhaltig umgesetzt werden.
Fakt ist: Eine ISO-Zertifizierung stärkt nicht nur die Innovationskraft, sondern stärkt auch das Vertrauen in die kontinuierliche Verbesserung von Produkten, Prozessen und Dienstleistungen.
Unternehmen, die ein Ideenmanagement betreiben, können eine Zertifizierung vorantreiben, indem sie regelmäßige Schulungen und Workshops durchführen, um den Mehrwert strukturierter Innovationsprozesse zu verdeutlichen. Zusätzlich sollten sie den Einsatz moderner Softwarelösungen zur Ideenerfassung und -bewertung verstärken, um Abläufe zu automatisieren und mehr Transparenz zu schaffen.
8. Weiterführende Infos und Events zu ISO 56001
Als führender Softwareanbieter für Innovations- und Ideenmanagement bietet HYPE Innovation zahlreiche Unterstützung an für Organisationen, die mehr über den neuen ISO-Standard 56001 erfahren möchten.
Seit der Einführung des Standards im September 2024 finden beispielsweise regelmäßig Online-Webinare statt, die sich gezielt mit diesem Thema befassen.
Außerdem organisiert oder begleitet HYPE in 2024 und 2025 zahlreiche Events weltweit rund um ISO 56001. Ein Beispiel ist die Inspire NYC - Innovation Excellence & ISO 56001 Best Practices, die am 8. Oktober 2024 in New York (USA) stattfindet. Diese exklusive Veranstaltung richtet sich an Fachleute im Innovationsmanagement. Hier werden unter anderem die ISO 56001-Norm vorgestellt, kundenorientierte Präsentationen gehalten und Einblicke in die HYPE-Produkt-Roadmap gegeben.
Weitere Informationen zu kommenden Veranstaltungen finden Sie 24/7 auf unserer Website: HYPE Events