Management arbeitet mit Messgrößen – auch für das Management von Ideen brauchen Sie Kennzahlen, um Ziele smart formulieren und Erfolge überhaupt feststellen zu können. Die Auswahl und Kombination von Kennzahlen soll nicht nur einfach und leicht nachvollziehbar sein, sondern auch die Zusammenhänge der gemessenen Größen berücksichtigen und widerspiegeln.
Die Erhebung und Erörterung von Kennzahlen helfen Ihnen dabei:
Kennzahlen sind nur dann sinnvoll, wenn sich aus ihren Änderungen konkrete Handlungskonsequenzen ableiten lassen. Sie müssen Aussagekraft über den Erfolg im Hinblick auf den in unternehmenspolitischen Aussagen formulierten Zweck des Ideenmanagements haben. Nur so können sie auch im Sinne einer Steuerungsfunktion verwendet werden. Zudem müssen Kennzahlen mit wenig Aufwand ermittelt werden können. Im Interesse der Aufwandsminimierung sollten nur so viele Kennzahlen wie nötig und so wenig wie möglich erhoben und verfolgt werden.
Ein Modell für Einflussgrößen und Zusammenhänge im Ideenmanagement, das zu wenigen prägnanten Kennzahlen führt, kann wie folgt beschrieben werden.
- Aufgrund ihrer starken Korrelation enthalten Beteiligungsquote und Vorschlagsquote im Wesentlichen die gleiche Information. Im Hinblick auf die Beurteilung der Qualität einer Unternehmenskultur ist die Beteiligungsquote eingängiger, während die Quantität der Vorschläge unmittelbarer zu ermitteln ist.
- Allerdings ist zu beachten, dass das Verhältnis der umgesetzten zu den eingereichten Vorschlägen auch anderweitig beeinflusst werden kann. So können spezielle Regelungen (z.B. für „Mini-Vorschläge“) dazu führen, dass Teilmengen der Vorschläge nur dann dokumentiert werden, wenn sie auch umgesetzt werden.
- In den meisten Unternehmen wird versucht, die Höhe der Prämien auch bei nicht rechenbaren Vorschlägen an einen (fiktiven) „nicht rechenbaren Nutzen“ zu koppeln (meist über irgendwelche Tabellen oder Punktsysteme). Insofern könnte auch die Höhe der Prämien für nicht rechenbare Vorschlägen als Maßzahl für die Qualität dieser Vorschläge verwendet werden. Diese Maßzahl sollte auf keinen Fall mit der Einheit „€“ versehen werden, und ist aufgrund der unterschiedlichen Bewertungssysteme ungeeignet für Unternehmensvergleiche.
- Die durchschnittliche Dauer kann allerdings durch einige wenige Ausreißer grob verfälscht werden. Alternativ zu einer (in Kalender- oder Arbeitstagen gemessenen) Durchlaufzeit kann es daher sinnvoller sein, eine Abarbeitungs- oder Rückstauquote zu definieren, etwa als Anteil der in einer Periode eingereichten Vorschläge, die am Ende der Periode (z.B. am 31.12. eines Jahres) endgültig abgeschlossenen sind; oder als Anteil der Vorschläge, die zu einem gegebenen Zeitpunkt länger als eine festgelegte Frist offen sind.
- Im Hinblick auf den Nutzen interessiert die meisten Unternehmen vor allem die errechnete Einsparung. Jedoch können auch bei gleicher Definition erhebliche Unterschiede je nach Berechnungsverfahren entstehen (Abschreibungszeiten und -verfahren, Vollkosten oder interne Kosten, Verrechnungssätze für Personalkosten, usw.). Es wird Sie vermutlich nicht verwundern, dass verschiedene Controller bei ein- und demselben Vorschlag zu durchaus unterschiedlichen Ergebnissen kamen.
- Einen nicht rechenbaren Nutzen zu beziffern (wie es vielfach allein im Hinblick auf eine differenzierte Prämierung von unterschiedlichen nicht rechenbaren Vorschlägen versucht wird), liefert bestenfalls eine Kennzahl, die eine Betrachtung der zeitlichen Entwicklung innerhalb eines Unternehmens erlaubt.
Diese Abhängigkeiten sind in der nachfolgenden Abbildung schematisch dargestellt.
Um eine Vergleichbarkeit zwischen verschiedenen Abteilungen oder Unternehmen zu ermöglichen, sollten absolute Größen jeweils ins Verhältnis zur Mitarbeiterzahl gesetzt werden. Damit ergeben sich folgende grundlegende Kennzahlen, die – unter Berücksichtigung der oben genannten Einschränkungen – für (interne und externe) Benchmarks genutzt werden können (siehe auch Blogbeitrag vom 10.01.2020):
Frühindikatoren / Nutzendimension:
• Beteiligungsquote (Anteil der Einreicher an der Belegschaft)
• Vorschlagsquote (eingereichte Vorschläge pro Mitarbeiter)
Prozesskennzahlen / Qualitätsdimension:
• Abarbeitungsanteil (Anteil der am Ende einer Frist abgeschlossenen an den während dieser Frist eingereichten Vorschläge)
• Bearbeitungs- und Umsetzungszeiten
• Umsetzungsanteil (Anteil der umgesetzten Vorschläge an den abgeschlossenen Vorschlägen)
• Einsparung pro umgesetzte (oder pro abgeschlossene) Vorschläge
Ergebniskennzahlen / Nutzendimension:
• Einsparungsquote (Einsparungen/Netto-Nutzen pro Mitarbeiter)
• Umsetzungsquote (umgesetzte Vorschläge pro Mitarbeiter)
Für vertiefende Analysen kann es sinnvoll sein,
Kennzahlen zum Ideenmanagement können durch folgende Kennzahlen zu KVP-Aktivitäten ergänzt werden:
Beachten Sie: Messgrößen bilden die Wirklichkeit lediglich ab, sind aber nicht selbst die Wirklichkeit. Es ist durchaus möglich, Messgrößen mit geeigneten Maßnahmen so zu manipulieren, dass zwar die Werte „stimmen“, aber die Wirklichkeit noch weit vom erwünschten Zustand entfernt ist. So können Verlosungen und andere Sonderaktionen eine hohe Beteiligung auslösen. Hohe Vorschlagszahlen können auf einige wenige, besonders aktive „Viel-Einreicher“ zurückgehen. Und auch bei geringen Vorschlagszahlen kann man einen hohen Nutzen pro Mitarbeiter erzielen. In allen Fällen kann aber nicht davon ausgegangen werden, dass das Ideenmanagement nachhaltig in der Unternehmenskultur und im Betriebsalltag verankert ist. Es fehlt die breite Basis, und die Gefahr besteht, dass Aktivitäten schnell wieder einschlafen.
Auch die Nutzung von Kennzahlen für Zielvorgaben kann unerwünschte Wirkungen haben. So kann etwa eine Zielerreichung bei der Anzahl der Vorschläge mit einem geringen Nutzen der einzelnen Vorschläge „erkauft“ werden. Auf die Formulierung von Zielen im Ideenmanagement (z.B. für Führungskräfte, Ideenmanager) gehe ich in weiteren Beiträgen noch ein.