Der vorangegangene Blogbeitrag zeigte Beispiele, wie klassische Eingabeformulare mit KI-Funktionen als Add-on ergänzt werden. Allerdings ist das Spektrum KI-basierter Funktionen, die zur Unterstützung beim Einreichen angeboten werden könnten, sehr viel größer, als sich in den bisher üblichen Formularstrukturen ohne weiteres unterbringen ließe. Daher bietet sich ein Ausbau der Eingabemasken zu Idea Developer Suiten an, in denen Einreicher aus einem modularen KI-Werkzeugkoffer verschiedene Funktionen und Services auswählen können. Im Idealfall führt das zugleich zu einer attraktiveren User Experience als das bloße Ausfüllen eines Formulars …
In vielen der im vorangegangenen Blogbeitrag als Add-on genannten Beispiele übernimmt die KI die Rolle eines „Umformulierers“, der Eingaben übersetzt, ausformuliert oder zusammenfasst. Phantasien und Halluzinationen der KI als kreative und inhaltsverändernde Zutaten sind dabei unerwünscht. Dabei könnte es für Einreicher jedoch durchaus hilfreich sein, KI auch in anderen Rollen – etwa der des „phantasievollen Erfinders“ – nutzen zu können, um sich inspirierende Anregungen oder kritisches Feedback zu ihrem Thema generieren zu lassen. Anstelle eines starren Formulars, das Feld für Feld auszufüllen ist, könnte ein modularer Werkzeugkoffer treten (als „Idea Developer Suite“), bei dem der Einreicher die jeweils benötigten Funktionen auswählt.
Abbildung 1: Über entsprechende Kacheln könnte der Einstieg in verschiedene funktionale Gruppen von Werkzeugen erfolgen.
Auf der obersten Ebene einer Idea Developer Suite könnten beispielsweise die Rubriken „Idee“, „Werkzeuge“, „Feedback“, „Kooperation“ und „Revision“ stehen (siehe Abbildung 1). Im Folgenden sind diesen Rubriken jeweils einige relativ naheliegende Funktionen zugeordnet. In der praktischen Umsetzung muss (und sollte!) die Auswahl natürlich nicht auf KI-basierte Werkzeuge begrenzt bleiben. Es gibt eine Vielzahl von Apps ohne KI, die ebenfalls für die Ideenfindung und -formulierung hilfreich sind und in gleicher Weise integriert werden können.
„Idee“ – Eingaben zum Start / Konkretisierung des Themas: Die KI stellt Fragen zur Ist-Situation, die verbessert werden soll. Worin bestehen die Pain Points? Für welche Stakeholder sind sie relevant? Wie können sie quantifiziert werden? Als Variante wäre denkbar, dass sich der Einreicher zunächst von der KI Themen vorschlagen lässt (z.B. Hinweise auf aktuelle Kampagnen) und dann per Anklicken auswählt, welches er weiter vertiefen möchte.
„Werkzeuge“ – App-Angebot für Kreativität, Analyse, Sortierung und Visualisierung: Hinter einer Kachel „Werkzeuge“ könnten verschiedene Apps angeboten werden, die für die Ideengewinnung und die Ausarbeitung von Roh-Ideen zu erfolgversprechenden Vorschlägen nützlich sind. Während es für einige Anwendungen bereits spezielle KI-Programme gibt, müssten für andere (derzeit noch) im Hintergrund entsprechende Prompts „eingebaut“ werden, die auf ein dahinterliegendes Sprachmodell oder auf integrierte Analysetools zugreifen. Beispiele:
Abbildung 2: Anwendungsbeispiel für eine KI-unterstützte Problem- / Ursachenanalyse anhand der „5-Why-Methode“.
Abbildung 3: Anwendungsbeispiel für ein von einem Sprachmodell erzeugtes Brainstorming für Verbesserungsideen.
„Feedback“ aus relevanten Perspektiven: Vordefinierte Personas (virtuelle KI-Charaktere)können aufgerufen werden, damit sie in einem Kommentar ihre spezifische Sicht auf das Thema und die Idee darlegen. Für den Einreicher könnte es hilfreich sein, mögliche Reaktionen auf seine Idee beispielsweise von Seiten eines Technikers, Controllers, Marketingspezialisten, IT- / KI-Experten, Sicherheitsbeauftragten, unternehmerischen Strategen oder Juristen zu berücksichtigen.
Abbildung 4: Anwendungsbeispiel für Feedback-Angebote aus verschiedenen vordefinierten Perspektiven.
„Kooperation“ – Kontakt und Zusammenarbeit mit realen Kollegen: Die KI schlägt Personen vor, die in der Vergangenheit Vorschläge zu ähnlichen Themen eingereicht haben, oder die anhand ihrer Positionsbezeichnung im Organigramm über Kompetenzen zum betroffenen Thema verfügen könnten. Der Einreicher kann Meetings (z.B. in MS Teams) direkt aus der App heraus organisieren.
„Revision“ der ursprünglichen Idee: Anhand der Ergebnisse der zuvor genutzten Funktionen entwirft die KI eine überarbeitete Version der ursprünglichen Idee, die vom Einreicher mit seinem Originaltext nochmals verglichen und gegebenenfalls geändert werden kann.
Fazit: Auswählen zu können, welche Unterstützung bei der Entwicklung und Eingabe einer Idee genutzt werden soll, gibt Einreichern viel Freiheit und bietet eine andere (für manche vielleicht attraktivere) Nutzererfahrung als das Ausfüllen eines Formulars. Auf der anderen Seite erfordert es auch gewisse Grundkenntnisse der angebotenen Methoden, um einschätzen zu können, wann was hilfreich ist. Zur Erleichterung der Orientierung könnte ein Chatbot-Avatar als Coach Schritt für Schritt durch den Prozess der Ideenentstehung, -formulierung und -eingabe führen – das ist dann Thema in einem folgenden Blogbeitrag.
Bitte beachten Sie auch die Hinweise und Erläuterungen im vorangegangenen Blogbeitrag zu:
Lesen Sie mehr zum Thema KI und Ideenmanagement:
Ein nach Stichworten sortiertes Verzeichnis mit Links auf alle bisher erschienenen Beiträge im Blog zum Ideenmanagement finden Sie in diesem Register.
Alle Erwähnungen von Unternehmen und Produkten sind redaktioneller Natur und wurden nicht bezahlt.