In unserem Blogbeitrag letzte Woche haben wir über den Start des Hackathons#TousContreCorona (#AlleGegenCorona) in Togo als Reaktion auf die COVID-19-Pandemie berichtet, der vom 10. bis 13. April mit Unterstützung der Hackathon-Plattform von HYPE erfolgte. Das Ergebnis ist beeindruckend: An drei Tagen loggten sich 380 Personen auf der Plattform ein. Teams von zwei bis sechs Personen reichten insgesamt 47 Lösungen in 6 Kategorien ein. Die Juroren wählten 24 Ideen für die Pitching-Phase aus. 14 spannende Projekte kamen in die Endrunde – und werden nun im Detail auf der Plattform vorgestellt, um die nötige Unterstützung für ihre Realisierung zu erhalten.
Bevor wir zu den Details kommen: Was ist das eigentlich, ein Hackathon? Der Begriff Hackathon – ein Mix aus "Hack" und "Marathon" – begann als Kollaborationsmethode für Entwicklerteams, mit der sie innerhalb kurzer Zeit (24 bis 72 Stunden) Lösungen finden konnten. Heute wird der Begriff allgemeiner verwendet und die Zusammenarbeit erfolgt meist online.
Der Online-Hackathon #TousContreCorona auf Basis einer intuitiven Softwareplattform war somit das perfekte Tool, um sehr schnell Lösungen zu finden für die vielfältigen Herausforderungen, mit denen die togolesische Bevölkerung aufgrund der COVID-19-Pandemie konfrontiert ist.
Und es gab viele Herausforderungen im Vorfeld des Hackathons. Das Land hat fast 8,3 Millionen Einwohner, aber nur etwa 1,7 Millionen – rund 20,5 Prozent der Bevölkerung (Quelle 1) – nutzen das Internet. Die Hälfte davon greift vom Mobiltelefon auf das Internet zu, hauptsächlich zur Kommunikation via WhatsApp. Es gibt kaum Haushalte mit eigenem Computer – und wenn, dann ist die Internetverbindung oft extrem schlecht. Alles Faktoren, die nicht gerade förderlich waren für den Online-Hackathon. Und doch wurden so viele Menschen zur Teilnahme mobilisiert.
Denn jeder konnte sich mit den Fragestellungen in den sechs Themenfeldern – Gesundheit, Bildung, Kultur, Ernährung, Wirtschaft, gegenseitige Unterstützung – identifizieren. Und es gab umfassenden Support: Zum Beispiel stand den Teilnehmern ein Team von Mentoren bei technischen Problemen und für Erklärungen zur Seite. Teilnehmer ohne eigenen Internetzugang konnten sich anderen Teams anschließen oder erhielten telefonischen Support. Zusammenarbeit – für #TousContreCorona der Schlüssel, um denjenigen, die sich nicht ausdrücken können, eine Stimme zu geben.
Der Hackathon #TousContreCorona fand statt in der Zeit von Samstag, 11. April 2020 (8 Uhr morgens), bis Montag, 13. April (18 Uhr abends), in folgenden Etappen:
- Die Teilnehmer konnten bis Sonntagabend Lösungen einreichen zu Problemen in 6 Themenfeldern/ Ideenkampagnen: Gesundheit, Bildung, Kultur, Ernährung, Wirtschaft, gegenseitige Unterstützung.
- Jeder Ideengeber stellte ein Team zusammen und erhielt Unterstützung durch einen Mentor.
- Die Mentoren wählten am Sonntagabend die Ideen aus und die Teams hatten bis Montagmittag Zeit, ihre Pitches vorzubereiten und online zu stellen.
- Eine Jury wählte die 14 besten Lösungen, jetzt zu sehen auf: https://www.touscontrecorona.tg/
- Die ersten Projekte sind jetzt auch für Crowdfunding verfügbar, unter: https://www.betterplace.me/touscontrecorona
Abb: #TousContreCorona: Unterstützer gesucht für die Projekte der 14 Finalisten
Hier drei Beispiele von den 14 Projekten, die es in die Endrunde geschafft haben:
- "Kunst zur Bewusstseinsbildung" befasst sich mit zwei zentralen Problemen in Togo: Erstens mit den oft widersprüchlichen Botschaften zu Präventivmaßnahmen und Sensibilisierung im Rahmen von COVID-19, die Verwirrung, Angst und sogar Panik auslösen können. Zweitens mit dem Thema Analphabetismus: In Togo sind rund 36,25 Prozent der Jugendlichen und Erwachsenen ab 15 Jahren davon betroffen (Quelle 2: Unesco 2015). Ziel dieses Projekts ist es, klare und verständliche Botschaften auf Wandgemälde zu übertragen und so die gegenseitige Unterstützung zu stärken.
- "Geistige Gesundheit für alle" ist ein Support-Service zur Bekämpfung von Stress und Panik – Schlüsselfaktoren, die sowohl das Immunsystem als auch den allgemeinen Gesundheitszustand schwächen können. Die Auswirkungen von Angst und Furcht in Isolation werden oft unterschätzt; Besuche beim Psychiater sind in Togo allerdings völlig unüblich. Ziel des Projekts ist es, über eine Online-Plattform und gebührenfreie Telefonnummer eine psychiatrische Versorgung aufzubauen. Enorm wichtig für viele Menschen: Über den Community-Bereich der Plattform können sie online mit anderen kommunizieren und im Forum auch medizinische Fragen stellen.
- Die "Intelligente Spüle" ist eine intelligente Lösung zur Händedesinfektion an strategischen Orten ohne fließendes Wasser, z. B. für Märkte im Freien. Das Waschbecken funktioniert unabhängig und berührungslos. Es gibt Seife ab, hydroalkoholisches Gel und eine fixe Menge Wasser – denn in einem Land, in dem Wasser eine extrem kostbare Ressource ist, ist natürlich das Ziel, jede Art von Verschwendung zu vermeiden. Die smarte Lösung schlägt somit gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie vervielfacht die Anzahl der Stellen, an denen Menschen ihre Hände desinfizieren können – und das bei so wenig Wasserverbrauch wie möglich.
Die Hackathon-Plattform ist schnell zu einem Marktplatz geworden, auf dem alle – Bürger, Spender, Stiftungen, der Staat usw. – einen "Schaufensterbummel" machen und ihr Lieblingsprojekt unterstützen können. Sie erleichtert auch die Arbeit der Teams, die Lösungen verfeinern und Projektanforderungen wie Budget, Skills, Arbeitskräfte und Material online erläutern können. Die Online-Plattform vereinfacht die Vernetzung aller Akteure, die für die Realisierung dieser 14 vielversprechenden Projekte gebraucht werden – und hilft so der gesamten togolesischen Bevölkerung in dieser gesundheitlichen, wirtschaftlichen und sozialen Krise.
Neben dem Hauptziel – der Realisierung möglichst vieler hilfreicher Projekte für Togo – hatte die Initiative auch jede Menge positive Auswirkungen auf die Teilnehmer. Man bedenke: Viele von ihnen haben zuvor noch nie in einem Team gearbeitet, einen Pitch entwickelt oder einen Geschäftsplan erstellt. Wie begeistert die Teilnehmer waren, belegen die folgenden Kommentare eindrucksvoll:
„Der Video-Pitch war super! Den Kommentaren des Mentors und des Teams zuzuhören, gemeinsam alle Inhalte zusammenzutragen für das Projekt und dann noch alles in Rekordzeit aufzunehmen und zu bearbeiten... das war ein sehr bewegender Moment!“
„Die Suche nach neuen Leuten, die in das Team einsteigen und parallel dazu in das Konzept und die Vorschläge einbringen, die über die ursprüngliche Idee hinausgehen, und all diese unterschiedlichen Meinungen zu hören und mit anderen unsere Gedanken auszutauschen… Es hört sich vielleicht komisch an, aber wir hatten alle den Eindruck, mit einem kollektiven Gehirn verbunden zu sein.“
„Mein Projekt in der Endauswahl zu sehen, das war unglaublich! Ich habe so gejubelt! Auf einmal wird der Traum Wirklichkeit und du siehst deine Idee in Aktion. Das gibt einem das Gefühl, in einer anderen Welt zu leben, nicht in den Zeiten von Covid-19. Dieser Hackathon ist eine Hymne der Hoffnung inmitten der Corona-Pandemie!“
Herzlichen Glückwunsch an alle Teilnehmer, Mentoren und Unterstützer dieser Initiative!
Wir wünschen den 14 Finalisten mit ihren Projekten alle erforderlichen Mittel und Ressourcen, um ihre Idee in die Tat umzusetzen!
Wer mithelfen möchte, ein Projekt zu realisieren, kann das Hackathon-Team entweder per E-Mail unter nouscontrecorona@gmail.com oder telefonisch unter +22893126360 in Togo oder +49 163 9144338 in Europa kontaktieren. Die ersten Projekte sind jetzt auch für Crowdfunding verfügbar unter: https://www.touscontrecorona.tg/
Mehr dazu im nächsten Blogpost!
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Quellen:
(2): http://uis.unesco.org/en/country/tg