Bosch, BASF, Continental, Siemens: Studien zufolge verfügen heute 85 Prozent der Big Player über ein eigenes Ideenmanagement; mittlere Firmen immerhin bis zu 45 Prozent. Und viele Unternehmen experimentieren, gehen neue Wege: mit modernen Kollaborations- und Kreativitätstools zum Beispiel oder der Einbindung von Externen, kurz Open Innovation. Was macht es aus, das Ideenmanagement der neuen oder sogar nächsten Generation? Und was bringt es tatsächlich?
Wir schauen mal genauer hin.

Modernes Ideenmanagement hat nur noch wenig zu tun mit dem behäbigen „betrieblichen Vorschlagswesen“ und starren klassischen Verbesserungsprozessen, die jahrzehntelang praktiziert wurden. Überall haben Unternehmen erkannt: Lust auf Ideen entsteht nicht durch Prämien oder Druck. Man muss den eigenen Leuten schon mehr bieten, damit sie ihr Wissen und Kreativpotenzial in Form von pfiffigen Vorschlägen einbringen: neue Anreize, moderne Technologien und Tools, mehr Einbindung und Vernetzung. Nur so hält man die Motivation bei Mitarbeitern hoch und steigert die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit. 

Motivierend: moderne Kollaborations- und Kreativitätstools

Ideenmanagement ist aber nur erfolgreich, wenn es attraktiv ist für alle Beteiligten. Im Sog der Digitalisierung entstanden in den letzten Jahren viele neue Software-Tools und Instrumente für einen schnellen Ideen- und Wissensaustausch und die kreative Zusammenarbeit in Teams. Immer mehr Unternehmen setzen auf digitale Hilfsmittel, die die Community – die Gemeinschaft – adressieren und vernetzen. Viele solcher Kollaborations-, Diskussions- und Voting-Tools, wie Likes oder Sternchen, kennen wir aus den gängigen sozialen Kanälen und nutzen sie regelmäßig. Auch reizvoll: Online-Abstimmungen per Punktesystem. Jeder User kann Punkte vergeben, die Idee mit den meisten Punkten wird dann vorrangig umgesetzt. Laut einer aktuellen Studie der FOM Hochschule für das Handelsblatt setzen gut ein Drittel der Unternehmen, die ein eigenes Ideenmanagement betreiben, kollaborative Web-Werkzeuge ein. Viele wissen eben einfach mehr als einer.

Und jede Idee kann digital bewertet, diskutiert und verfeinert werden. Zum Beispiel kann der Ideengeber vor der Einreichung seines Vorschlags seine Kollegen zur Diskussion einladen. Der Gutachter bespricht und bewertet die Idee anschließend gemeinsam mit anderen Experten. Ideenmanager und Entscheider können die Voting-Ergebnisse anschließend schneller auswerten. Kurzum: Jeder profitiert. Ein breiter Diskurs unter vielen Teilnehmern bringt nicht nur frische Impulse und eine höhere Ideenqualität, er vereinfacht auch Entscheidungsprozesse. Das zahlt sich aus: Die oben erwähnte Studie der FOM Hochschule kam zu dem Ergebnis, dass Ideen, die ein Team entwickelt, 13 Tage schneller umgesetzt werden als herkömmlich generierte.

collaboration-1

Abb. 1: Ideen im Team bewerten, diskutieren, verfeinern

Und durch Integration spielerischer Elemente in alltägliche Aufgaben kann man die eigenen Mitarbeiter auf originelle Art für das Ideenmanagement begeistern. Zurzeit auf der Beliebtheitsskala ganz oben: Gamification. Hier geht es im Prinzip darum, den Umgang mit Ideen mit Spaß am Spiel zu verbinden. Bei der Ideenbörse, die einer echten Börse nachempfunden ist, können beispielsweise Aktien gekauft und verkauft werden, Kurse steigen und fallen. Sinn und Zweck des Ganzen ist es, Top-Ideen frühzeitig zu identifizieren oder gezielt Anwender zu finden, die ein Gespür für gute Ideen haben. Aber Vorsicht: Damit Gamification wirklich funktioniert, müssen die Funktionen zur jeweiligen Unternehmenskultur passen.

24/7 Geistesblitze garantiert

Natürlich sprudeln Ideen nicht nur zwischen 8 und 18 Uhr, sondern auch mal spätabends oder beim Sonntagsspaziergang. Darauf haben viele Organisationen reagiert, mit intuitiven mobilen Lösungen für das Ideenmanagement. So können auch Mitarbeiter ohne Zugang zu einem eigenen PC einbezogen werden, zum Beispiel „blue collar worker“ in den Produktions- bzw. Werkshallen der Industrie.

Beispiel Fraunhofer Austria: Dort hat man eine mobile KVP-App entwickelt, mit der Mitarbeiter Verbesserungsvorschläge spielend leicht mit dem Smartphone oder Tablet einreichen können – ob im Büro oder unterwegs. Fotos, Videos und Sprachaufnahmen können ebenfalls hinzugefügt werden – das erleichtert zum Beispiel Mitarbeitern mit Sprach- oder Schreibproblemen die Ideenbeschreibung. Bei der Fraunhofer-App können die drei Medientypen Foto, Sprachaufnahme und Video unabhängig voneinander deaktiviert werden, etwa um das Fotografieren in datenschutzkritischen Bereichen zu unterbinden. Die meisten Lösungen ermöglichen selbstverständlich die nahtlose Integration auf Basis aktueller Sicherheitsstandards.

TRENDS_Abb-2_Fraunhofer

Abb. 2: Fraunhofer-KVP-App

Auch bei der Firmengruppe Liebherr ist das Ideenmanagement mobil zugänglich.  So können Ideen jederzeit und überall eingereicht werden, auch mit dem privaten Smartphone. Das Active Directory garantiert einen sicheren Login für jeden Mitarbeiter und die zentrale Verwaltung sowie Kontrolle des Firmennetzwerks.

TRENDS_Abb-3_LiebherrAbb 3: Mobiles Ideenmanagement bei Liebherr

Open Innovation: Mehr Ideengeber - größere Ideen-Bandbreite - neue Blickwinkel

Offenheit, das ist klar, bringt Ideen. Und natürlich haben nicht nur die eigenen Mitarbeiter ein immenses Wissen darüber, wie man Produkte und Prozesse optimieren, gemeinsam neue Wege beschreiten kann. Open Innovation (OI) – die Öffnung von Unternehmen für die Zusammenarbeit mit Externen – ist zwar im Ideenmanagement noch relativ neu, aber einer der erklärten Schlüsseltrends für die Zukunft. In vielen anderen Bereichen wird das kollektive Wissen von Netzwerken längst genutzt für Produktverbesserungen, zur Hebung von Einsparpotentialen und Entwicklung komplett neuer Geschäftsmodelle. Das Prinzip von Open Innovation ist ebenso einfach wie einleuchtend: Man lädt Kunden, Lieferanten, Partnerfirmen, Startups oder Studenten zum Ideenaustausch auf die eigene Plattform ein, um durch das Anzapfen externer Quellen frische Impulse zu erhalten und das eigene Innovationspotenzial weiter auszubauen.  

Ein erfahrungsgemäß besonders erfolgreiches Start-Szenario ist Open Innovation mit Zulieferern. Dafür sprechen speziell vier Gründe: Lieferanten sind keine Fremden – man kennt sich, weiß um die jeweiligen Business-Ziele und Herausforderungen der entsprechenden Branche. Ideen und Verbesserungsvorschläge, die von etablierten Lieferpartnern kommen, sind also in jedem Fall wertvoll und relevant für Unternehmen. Klar ist auch: Lieferanten haben ein ureigenes Interesse an dem Erfolg ihres Auftraggebers – und werden sich selbstredend umso mehr ins Zeug legen. Last, but not least mindern auch bestehende Rahmenverträge potenzielle Risiken.

OI-overview

Abb 4: Open Innovation – offen für Ideen Dritter

Wer ein Open Innovation-Programm mit Externen startet, hat softwareseitig verschiedene Möglichkeiten. Zum Beispiel kann man Dritte auf die eigene interne Ideenplattform einladen und die Inhalte gemeinsam mit Kollegen diskutieren. Oder man stellt ein eigenes System speziell für den Austausch mit Dritten in die Cloud. Die Systeme unterscheiden sich auch in der Sichtbarkeit: Es gibt öffentliche Systeme, bei denen der User die Inhalte ohne Registrierung einsehen kann. Andere Systeme erfordern eine vorherige Anmeldung. Wieder andere sind nur auf Einladung zugänglich. In jedem Fall ist eine sorgfältige Vorbereitung wichtig – organisatorisch, technisch, rechtlich –, um die ersten und richtigen Schritte Richtung Open Innovation zu gehen und für eine auch langfristig gewinnbringende Zusammenarbeit mit externen Parteien. Da sind Fragen des geistigen Eigentums und der Prämierung zu klären; auch Themen wie Haftungsausschluss und IP-Schutz kommen auf die Agenda. Ist die Basis geschaffen, kann man mit externen Partnern zielführende Ideenkampagnen zu Business-relevanten Themen fahren, Ideen sammeln und diskutieren und sie wie gewohnt begutachten und umsetzen.

Effizienzsteigerung im Ideenmanagement durch KI

Ein weiteres, glühend heißes Eisen ist Künstliche Intelligenz, kurz KI. Laut Studien aus 2019 ist KI für 87 Prozent der Unternehmen in der DACH-Region ein zentraler Ansatz, um Innovationen voranzutreiben und Erkenntnisse über Kunden zu gewinnen. 82 Prozent wollen ihre Prozesse mit Maschinendaten stärker automatisieren und neue Geschäftsmodelle unterstützen. PwC zufolge wird das deutsche Bruttoinlandsprodukt allein durch KI bis 2030 um 11,3% steigen. Angesichts der wachsenden Bedeutung künstlicher Intelligenz und den damit einhergehenden Fragen für Wirtschaft, Politik und Gesellschaft haben viele Unternehmen eigene KI-Leitlinien definiert, neben dem BVDW (Bundesverband für die Digitale Wirtschaft) zum Beispiel auch die Deutsche Telekom.

Fakt ist: KI und Maschinelles Lernen (ML) helfen in vielen Bereichen, große Datenquellen zu analysieren und die Analyse in valide Informationen und zielführende Handlungsempfehlungen umzuwandeln. Bei der HELLA Aglaia Mobile Vision GmbH, einem weltweit führenden Entwickler intelligenter Lösungen für die Bildverarbeitung, speziell im Automotive-Bereich, hat man das längst erkannt: Dort gibt es beispielsweise maßgeschneiderte KI-basierte Lösungen zur Automatisierung optischer Qualitätsüberprüfungen (AOI). Und bei der LED-Kalibrierung entfällt dank Künstlicher Intelligenz einer der zentralen Zeitfresser: die manuelle Prüfung. 

Ein Riesenpotenzial also, auch für das Ideenmanagement. Pilotprojekte von HYPE Innovation mit der renommierten Universität St. Gallen und der University of California San Diego (UCSD) in den USA zeigen: Künstliche Intelligenz ist ein wichtiger Treiber für das Ideenmanagement der nächsten Generation. KI-basierte Algorithmen entdecken zum Beispiel im Archiv das zuvor nicht erkannte Potenzial abgelehnter Ideen oder identifizieren genau die Ideen, die inzwischen relevant geworden sind. Und aus der Vielzahl neuer Ideen finden sie blitzschnell die erfolgsversprechendsten.

AI1                                        AI2

Abb 5: Pilotprojekte mit Universitäten im Bereich Künstlicher Intelligenz

Künstliche Intelligenz spielt auch eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, Prozesse zu beschleunigen oder zu automatisieren. So hilft die automatische Verschlagwortung von Ideen etwa, rasch passende Gutachter zu finden oder Ideen zur erneuten Nutzung in anderen Bereichen vorzuschlagen. HYPE Innovation arbeitet zusammen mit der Deutsche Post DHL an klugen Algorithmen, die die Datenbank bereits abgeschlossener Ideen analysieren und bei neuen Ideen gezielt Themenschwerpunkte und die dazu passenden Experten vorschlagen. Datengestützte Assistenten offenbaren das Interesse von Nutzern, zeigen positive oder negative Stimmungen in Diskussionen und heben besonders aussagekräftige Kommentare hervor.

Innovative Insights

Zurzeit wird in vielen Softwareschmieden an smarten, KI-basierten Tools gebastelt, die den Arbeitsalltag von Ideenmanagern und Ideengebern gleichermaßen erleichtern. Ihre Mission: Sie scannen und analysieren riesige Datenmengen weltweit – darunter Millionen von Patenten, Presseveröffentlichungen, Forschungsprojekten, Podcasts, Blogs, Websites – und erschließen daraus gezielt nutzerrelevante Informationen. Kurzum: Sie machen aus Big Data Smart Data. Der Clou dabei: Die cleveren, digitalen Helfer verknüpfen KI-basierte Rechercheresultate (Scouting Insights) – etwa Patente und Patentinhaber, wissenschaftliche Veröffentlichungen, Forschungseinrichtungen, Experten, Unternehmen – dynamisch mit Ideen, Kampagnen und Trends. Sie sorgen also dafür, dass der Wissensstand aller Anwender– und damit letztlich auch die Qualität der Ideen in Unternehmen – erheblich erhöht wird. Mit Wissensvorsprung zum Wettbewerbsvorsprung.

TRENDS_Abb-6_Scouting Insights

Abb. 6: KI-basierte Scouting Insights, powered by MAPEGY

Von Social Collaboration bis Open Innovation: Wohin auch immer uns die Reise im Ideenmanagement führen wird – sie ist hochspannend. Bleiben Sie dran!

Sie wünschen sich frische Impulse und innovative Technologien für mehr Effizienz im Ideenmanagement? HYPE Innovation steht Ihnen nicht nur als Softwarehersteller, sondern auch als erfahrener Partner mit Beratung und Training zur Seite, um alle Schritte Richtung Zukunft zu gehen! Wir zeigen Ihnen, welche individuellen Tools und Features sich speziell für Ihr Unternehmen eignen und wie Sie passgenau davon profitieren. Hier können Sie sich einen ersten Einblick dazu verschaffen, wie unsere Software aussieht und welche Kunden sie nutzen.

Quellenangaben:

+ https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/ideenmanagement-vorschlagswesen-kreativitaet-ideen-1.4496871 

+ Quelle: Handelsblatt, WOCHENENDE 16./17./18. MÄRZ 2018, NR. 54

+ ESV-Verlag, Ideen- und Innovationsmanagement (03.19): „Fraunhofer KVP-APP: Eine mobile App zur Verbesserung der Verbesserungsprozesse“

+ https://www.accenture.com/_acnmedia/pdf-98/accenture-aus-innovationen-werte-schaffen-1-pdf.pdf 

 

 

Gehe zu Abschnitt