Welche Strategie verfolgen Sie in und mit Ihrem Ideenmanagement? Diese Frage stimmig beantworten zu können, hatte ich im Blogpost „Vom Auf und Ab im Ideenmanagement“ als einen von fünf Hebeln zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit eines Ideenmanagements genannt. Das Management von Ideen auf der operativen Alltagsebene wird umso erfolgreicher sein, je mehr es auf der Basis einer klaren strategischen Auszurichtung geschieht. Diese zu definieren, ist eine spannende Aufgabe im „Management“-Teil des Ideen-Managements.
Schritt 1: Bezug zur Unternehmensstrategie
Bevor Sie anfangen, die Strategie für Ihr Ideenmanagement zu definieren, ist es sinnvoll, sich an der Politik und Strategie Ihres Unternehmens zu orientieren. Die Kernfrage im ersten Schritt lautet daher: „Welchen Beitrag kann das Ideenmanagement bei Themen leisten, die für das Unternehmen strategisch relevant sind und aktuell mit hoher Priorität verfolgt werden?“ Mit Ihrer Antwort stellen Sie den Bezug des Ideenmanagements zur Unternehmensstrategie her.
Strategisch relevante Themen finden sich oft in prägnanten Claims des Unternehmens wieder oder werden vom Unternehmen ausdrücklich kommuniziert – etwa als „strategische Hebel“ (siehe Praxisbeispiel der Landesbank Baden-Württemberg im Blogpost von Thomas Haumann) oder als „Strategie-Haus“ (siehe Praxisbeispiel der thyssenkrupp Materials Services GmbH im Blogpost von André Morfeld). Wie von André Morfeld beschrieben, kann die Passung zu strategischen Vorstellungen des Unternehmens auch dadurch unterstützt werden, dass maßgebliche Stakeholder zu ihren Erwartungshaltungen interviewt werden.
In Abbildung 1 finden Sie einige Beispiele für mögliche strategische Themen, zu denen sich leicht ein Bezug des Ideenmanagements allein dadurch herstellen lässt, dass es Beiträge und kreative Impulse zu diesen Themen systematisch fördert und nutzbar macht.
Abb. 1: Beispiele für strategisch relevante Themen, zu denen das Ideenmanagement mit Ideen beitragen kann
Zu anderen Themen kann das Ideenmanagement zwar auch Ideen zutage fördern, noch wichtiger dürften hier aber die Beiträge sein, die das Ideenmanagement allein durch seine Wirkung auf die Mitarbeiter und auf das Unternehmen insgesamt mit sich bringt. Beispiele für solche Themen sind:
- Entwicklung zur „Lernenden Organisation“ in einer Wissensgesellschaft: Das Ideenmanagement sichert das in den Vorschlägen steckende Wissen und macht es in seiner Gesamtheit und auch zu späteren Zeiten für Auswertungen und Lernprozesse zugänglich.
- Stärkung der Arbeitgeberattraktivität und Mitarbeiterbindung: Als Beitrag des Ideenmanagements nannte Thomas Haumann in seinem bereits erwähnten Blogpost, dass es „Mitarbeiter begeistert, wenn sie die Zukunft aktiv mitgestalten können und am Erfolg beteiligt werden“.
Alle genannten Themenbeispiele sind natürlich für jedes Unternehmen mehr oder weniger wichtig – aber in einer bestimmten zeitlichen Phase eben das eine mehr und das andere weniger. Es ist relativ unwahrscheinlich, dass ein Unternehmen allen hier aufgezählten Themen die gleiche strategische Priorität zuweist. Und wenn das doch der Fall sein sollte, dann sollten zumindest Sie sich auf die Themen fokussieren, bei denen Ihr Ideenmanagement nachweisbar „punkten“ kann.
Da Strategien meist auf eine „Gültigkeitsdauer“ von mehreren Jahren angelegt werden, müssen Sie diesen Schritt nicht jedes Jahr völlig neu erarbeiten.
Der Bezug zur Unternehmensstrategie bildet den Hintergrund, vor dem Sie in den nun folgenden Schritten die Mission und Vision, die Strategie, Ziele und Handlungsschwerpunkte Ihres Ideenmanagements beschreiben und eine Roadmap für Projekte und Maßnahmen entwerfen können (siehe Abbildung 2).
Abb. 2: Struktur der 7 Schritte zur strategischen Ausrichtung des Ideenmanagements
Schritt 2: Mission des Ideenmanagements
Die Mission, in der Sie und Ihr Ideenmanagement unterwegs sind, sollte weder „geheim“ noch eine „Mission Impossible“ sein! Vielmehr geht es darum, einen realistischen Claim zu formulieren, wofür Ihr Ideenmanagement steht, und zu definieren, für welche Adressaten welche Art von Nutzen in welcher Form gestiftet werden soll. Im Kern steht die Frage nach der Daseinsberechtigung des Ideenmanagements in Ihrem Unternehmen. Im Mission Statement fassen Sie Ihre Antwort in einer prägnanten Aussage zusammen.
Auf einer abstrakten Ebene könnte ein für die meisten Unternehmen passendes Mission Statement etwa so lauten:
- „Das Ideenmanagement macht das Wissen und die Ideen der Mitarbeiter nutzbar. Es fördert gezielt kreative Initiativen mit hohen Chancen, dass sie zur Umsetzung der Unternehmensstrategie beitragen. Für diesen Prozess ist das Ideenmanagement Enabler im umfassenden Sinn: Es dient als Ansprechpartner und Unterstützer, Organisator und Controller.“
Konkretere Formulierungen können Sie direkt aus den im ersten Schritt beschriebenen Bezügen des Ideenmanagements zur Unternehmensstrategie ableiten: Die Mission besteht darin, dort genannte Möglichkeiten zu realisieren. Im Grunde brauchen Sie also nur zu wiederholen, zu priorisieren und zusammenzufassen, was Sie bereits erarbeitet haben.
In diesem Sinne sind die in Abbildung 3 gezeigten Beispiele als Anregungen für sich ergänzende und miteinander kombinierbare Aussagen gedacht, mit denen priorisierte strategische Themen aufgegriffen werden könnten.
Abb. 3: Beispiele für mögliche Aussagen in „Mission Statements“ zum Ideenmanagement
Hinweis: Ausführlichere und grundsätzliche Möglichkeiten zur Beantwortung der Fragen nach dem Daseinszweck und dem Nutzen des Ideenmanagements finden Sie in den Blogbeiträgen, auf die im „Register“ unter dem Stichwort „Nutzen des Ideenmanagements“ verlinkt ist.
Schritt 3: Vision des Ideenmanagements
Eine Vision zu haben, bedeutet weder, zum Arzt gehen zu müssen, noch mystischen Eingebungen zu folgen. Es bedeutet lediglich, eine Vorstellung davon zu entwickeln, wie eine „attraktive und erstrebenswerte Zukunft“ für das Ideenmanagement aussehen würde. Diese Vorstellung, die Sie vermutlich sowieso schon besitzen, beschreiben Sie im Vision Statement.
Beispiele für mögliche Elemente einer wünschenswerten Zukunft sind in Abbildung 4 gezeigt.
Abb. 4: Beispiele für mögliche Aussagen in „Vision Statements“ zum Ideenmanagement
Schritt 4: Strategie des Ideenmanagements
Wie wollen Sie Ihre Mission erfüllen? Und wie sich Ihrer Vision annähern? Die Strategie nennt die Ansatzpunkte für den langfristigen Kurs zur Beantwortung dieser Fragen.
Mögliche Unterschiede in den strategischen Ansatzpunkten eines Ideenmanagements können in vielerlei Hinsicht bestehen, in Abbildung 5 finden Sie einige Beispiele.
Abb. 5: Beispiele für verschiedene strategische Ansatzpunkte eines Ideenmanagements
- Auch die organisatorische Zuordnung des Ideenmanagements im Unternehmen beinhaltet eine Aussage, die oft getroffen wird, ohne dass man sich deren strategische Bedeutung bewusst ist. Es macht aber einen strategisch relevanten Unterschied, ob Sie das Ideenmanagement aus der Personalabteilung, aus dem Innovationsmanagement, aus dem Team für Business-Exzellenz oder aus der Abteilung für Unternehmenskommunikation heraus betreiben (mehr zu typischen organisatorischen Zuordnungen finden Sie als Teilnehmer am „Kennzahlenvergleich Ideenmanagement 2021“ in Ihrem individuellen Ergebnisbericht auf Seite 15, ansonsten Kurzinfos im Blogbeitrag „Kennzahlenvergleich Ideenmanagement 2021 – Ergebnisse 1: Ressourcen und Aktivitäten“).
Viele der für ein Ideenmanagement strategisch relevanten Themen werden in Betriebs- oder Dienstvereinbarungen geregelt. Hier kann die Herausforderung bestehen, rechtzeitig Anpassungen vorzunehmen, damit die strategischen Ansatzpunkte des Ideenmanagements der Strategie des Unternehmens entsprechen. Verfolgt das Unternehmen beispielsweise die Strategie, auf Agilität und Eigenverantwortung zu setzen, könnte ein klassisches Vorschlagswesen mit einem Gremium als unpassend und veraltet erlebt werden.
Eine erweiterte Perspektive auf mögliche Strategien des Ideenmanagements finden Sie in den Blogbeiträgen, auf die im „Register“ unter dem Stichwort „Geschäftsmodelle des Ideenmanagements“ verlinkt ist.
Lesen sie auch den nachfolgenden Blogbeitrag, in dem die weiteren Schritte zur strategischen Ausrichtung des Ideenmanagements beschrieben werden!
Ein nach Stichworten sortiertes Verzeichnis mit Links auf alle bisher erschienenen Beiträge im Blog zum Ideenmanagement finden Sie in diesem Register.
Alle Erwähnungen von Unternehmen und Produkten sind redaktioneller Natur und wurden nicht bezahlt.
Quellenangabe Abbildungen: Dr. Hartmut Neckel